Ximenes

[769] Ximenes (Francisco), Cardinal, Erzbischof von Toledo, ein berühmter und um Spanien verdienter Staatsmann, geb. 1437 zu Torrelaguna in Altcastilien, war der Sohn eines Advocaten, studirte die Rechte und Theologie, trat dann in den geistlichen Stand und ging nach Rom, wo er sich bei Papst Sixtus X. so in Gunst setzte, daß er ihm ein Breve mit dem Versprechen der ersten im Erzbisthum Toledo erledigten geistlichen Pfründe gab. Da ihm aber der Erzbischof von Toledo die Erfüllung dieses Versprechens verweigerte, ließ X. seinen Unwillen darüber so laut werden, daß der Erzbischof seine Verhaftung befahl, erhielt aber nach seiner Freilassung eine Pfründe im Sprengel von Siguenza und wurde Großvicar des dortigen Bischofs. Bald aber trat er mit Niederlegung jener Stelle in den Franziskanerorden, wurde Beichtvater der Königin Isabella von Castilien und 1495 Erzbischof von Toledo. Nur mit Widerstreben und auf ausdrücklichen päpstlichen Befehl nahm er diese Würde an, verwaltete dann sein Bisthum auf ausgezeichnete Weise, führte große Verbesserungen im Zustande der ausgearteten Bettelorden ein und sah streng auf Zucht und Ordnung bei den Geistlichen. Von seinen Einkünften (1 Mill. Thlr.) stiftete er 1499 die Universität Alcala de Henares und veranstaltete später die erste Ausgabe des A. T. in sechs Sprachen. Nach dem Tode der Königin Isabelle (1504) vermittelte er die zwischen ihrem Gemahl Ferdinand dem Katholischen und dessen Schwiegersohne Philipp von Östreich über das der Gemahlin des Letztern als Erbe zufallende Königreich Castilien entstehenden Zwistigkeiten und leistete nach Philipp's frühem Tode (1506) dem Könige Ferdinand wichtige Dienste, welcher für seinen unmündigen Enkel (Karl V.) Regent von Castilien wurde. Der Papst belohnte X. mit der Ernennung zum Cardinal und zum Großinquisitor von Spanien, er zog sich jedoch bald vom Hofe in sein Bisthum zurück und wie er schon in Granada die Bekehrung der Mauren mit dem größten Eifer betrieben hatte, ebenso rüstete er jetzt ein Heer und landete damit im Mai 1509 in Afrika, wo er die Mauren bei Oran besiegte, diese Festung unter großem, von ihm aber misbilligtem Blutvergießen eroberte, dann herstellen und die Moscheen in Kirchen verwandeln ließ. Nach dem Tode Ferdinand's (1516) wurde X. für den noch minderjährigen Karl Regent von ganz Spanien, für das er in kurzer Zeit ungemein viel Nützliches ausführte, die Finanzen ordnete, die Großen dem Ansehen der Krone wieder unterordnete, das Heer auf achtbaren Fuß brachte und viele Misbräuche beseitigte. Dadurch machte er sich freilich auch zahlreiche Feinde, die den König Karl wider ihn einzunehmen wußten, sodaß X. gleich nach dessen Regierungsantritt in sein Bisthum verwiesen wurde und vor Kränkung darüber im Nov. 1511 starb.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 769.
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