Madagáskar

Afrika. I. (Karte)
Afrika. I. (Karte)
Menschenrassen. I. 1. Australierin. 2. Australierin. 3. Papua. 4. Frau vom Bismarckarchipel. 5. Buschmannweib. 6. Akka. 7. Niam-Niam. 8. Herero. 9. Bantu-Zulu. 10. Madagassin. Sansibar-Zulu 11. Togonegerin. 12. Sudannegerin. 13. Feuerländerin. 14. Karayá. 15. Araukanerin. 16. Maori. 17. Samoanerin. 18. Dajak. 19. Batak. 20. Javanin.
Menschenrassen. I. 1. Australierin. 2. Australierin. 3. Papua. 4. Frau vom Bismarckarchipel. 5. Buschmannweib. 6. Akka. 7. Niam-Niam. 8. Herero. 9. Bantu-Zulu. ...

[102] Madagáskar, Insel im Ind. Ozean, franz. Kolonie, von der Ostküste Südafrikas [Karte: Afrika I] durch den 370-1000 km breiten Kanal von Mosambik getrennt, mit den Küsteninseln (Sainte-Marie de M. u.a.) 592.100 qkm; die Küste ist im NO. und NW. buchtenreich, im übrigen flach; Hauptgebirge in der Mitte (das Ankaratragebirge, im Tsiafajavona 2680 m), im O. in sumpfigen Senkungen zur Küste abfallend; bedeutende Flüsse auf der Westseite (Betsiboka, Mangoka- oder St. Vincentfluß). Klima an der Küste tropisch und für Europäer gefährlich, im Innern gesund; mineralreich; eigentümliche Flora und Fauna. Die Bewohner, ca. 2.644.700, Malagássi, Madagassen, Malagasch oder Malgaschen, sind zum größten Teil malaiischen Stammes (am bedeutendsten die Howa), im W. (Sakaláwa) ein Negertypus von Kafferncharakter [Tafel: Menschenrassen 10]. Die Sprache aller Eingeborenen, das Malagássi, gehört dem malaiischen Sprachstamm an. Der früher zur Hälfte in engl. Händen befindliche Handel [s. Beilage: Afrika] ist immer mehr an Frankreich übergegangen. Eisenbahnen 30 km, Telegraphenlinien (1904) 5825 km. Hauptstadt ist (seit 1902) Tamatave.

Geschichte. Der Stamm der Howa breitete seit 1813 unter Radáma I. seine Herrschaft fast über die ganze Insel aus. Radáma, der europ. Kultur und das Christentum begünstigte, ward 1828 von seiner Gattin Ranaválona vergiftet; diese, eine Feindin der Europäer, herrschte darauf mit blutigem Despotismus. Ihr Sohn und Nachfolger (1861) Radáma II. ward 1863 wegen seiner Zivilisationsbestrebungen ermordet; ihm folgte seine Gemahlin Rasoherina, die 27. Juni 1865 mit England einen Handelsvertrag abschloß, und dieser 1868 eine Verwandte Ranaválona II., die 1869 mit einem großen Teil des Adels zum Christentum übertrat. 1883 erneuerten die Franzosen ihre Ansprüche auf M., sie besetzten Tamatave, konnten aber keine weitern Fortschritte machen und schlossen 1887 mit der seit 1883 herrschenden Ranaválona III. einen Vertrag, wonach M. zu Frankreich in eine Art Schutzverhältnis trat. 1895 unternahmen die Franzosen eine neue Expedition unter General Duchesne, eroberten die Hauptstadt, was zur Anerkennung des franz. Protektorats führte. Jan. 1896 wurde M. franz. Kolonie, die durch einen Generalgouverneur verwaltet wird; 1897 wurde die Königin abgesetzt und deportiert. – Vgl. A. Grandidier (franz., 1901), Blanchard etc. (franz., 1902), You (franz., 1905).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 102.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: