Madagaskar

[466] Madagaskar. Geschmückt mit allen Reizen der Tropenländer liegt diese 10,500 Quadrat M. und 4 Millionen Ew. zählende Insel an der Südostküste von Afrika und ist von diesem durch die Straße von Mozambik getrennt. Eine 7200 F. hohe Bergkette durchzieht in zwei Armen die Hochebene der Insel und entsendet eine Menge fischreicher Flüsse von ihren prächtigen Plateaus zum Meere. Herrliche Seen, unter welchen der Anthianak, erhöhen die Reize der Landschaft, schwängern aber auch die Luft mit einer Feuchtigkeit, welche das Klima ungesund macht. M. ist seit wenigen Jahren den Hovas unterworfen und zerfällt in 30 Provinzen oder Landschaften. Tamanariva, die Hauptstadt, mit 50,000 Ew., besteht aus mehreren Flecken, die auf einer prachtvollen Hochebene einen entzückenden Anblick gewähren, deren Begründer König Radama war und dem sein noch unmündiger Sohn unter der Vormundschaft der gegenwärtig regierenden, noch jugendlichen Königin Mutter folgte. Die olivenfarbigen und schwarzen Stämme sind die einheimischen, sie sind groß, wohlgebildet und kraushaarig, ernst, finster und rachsüchtig, wenn man sie reizt; sonst mild, heiter und freundschaftlich. Ihre Religion ist traditionell; sie erzählen sich von der Schöpfung der Sündfluth und feiern den Sabbath. Ihre Sprache ist ein arabischer Dialekt, die Kleidung in der Regel nur ein Schurz um die Lenden. An Festen trägt man weiße Lambas von Baumwolle bis zu den Füßen herab, mit seidenen Streifen, an den Schultern mit Gold und Perlen reich verziert. Frauen tragen sich stets so und ziehen bisweilen ein feineres Gewand über. Vornehme schmücken sich auch mit den kostbarsten Shawls, die sie Pagnos nennen. Männer und Frauen gehen unbedeckt. Ihre Sitten sind einfach und mehr als je findet jetzt bei ihnen das Christenthum Eingang. Sie lieben Musik und Nationaltänze, beide üppig und sanft wie das Klima, in welchem sie leben. [466] Büffel-, Bären-, Fuchs- und Krokodiljagden gehören zu den gefährlichen Belustigungen der Häupter des Volks. Die Producte des Landes sind ganz die von Afrika, Gewerbe, Handel und Industrie aber im Aufblühen.

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 466-467.
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