Russische Sekten

[576] Russische Sekten, diejenigen Sekten, die im Gegensatz zu den Raskolniken (s.d.) auch im Dogma und der Auffassung der Bibel überhaupt von der russ. Kirche abweichen, entstanden meist unter ausländischen Einflüssen. Mystischer Richtung sind: die Gottesleute (17. Jahrh.) oder Christowzy (woraus Chlystowzy, Chlysty wurde) und die Duchoboren (s.d.). Aus den erstern schieden sich später ab die Skopzen (s.d.), aus den andern die biblisch-rationalistischen Molokanen. Eine neue pietistisch-evang. Richtung ist in den Stundisten (s.d.) aufgetreten. Die Zahl der Raskolniken und russ. Sektierer wurde (1897) offiziell mit 2,2 Mill. angegeben, wird aber tatsächlich auf 20 Mill. geschätzt. 1874 wurden für alle Sekten, die keinen oder keine staatlich anerkannten Priester haben, Zivilstandsregister eingeführt. Das Manifest vom 17. (30.) April 1905 versprach auch den Raskolniken und Sektierern Glaubensfreiheit, wurde aber durch den Ukas vom 14. (27.) April 1906 beschränkt. – Vgl. Makarij, Gehring (1898), Graß (1905 fg.).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 576.
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