Russische Hornmusik

[472] Russische Hornmusik (Russische Jagdmusik), eine von dem Oberjägermeister Graf Semen Kiritschwitsch von Narischkin um 1751 erfundene u. mit Hülfe des Hofmusikus Maresch, eines Böhmen, ausgeführte Musik mit sogen. Russischen Hörnern. Das russische Jagdhorn ist von starkem Messingblech, hat die Form eines lang gezogenen, nach oben immer dünner werdenden, am obersten Ende krumm gebogenen Cylinders u. gibt nur einen Ton an Maresch ließ 37 Stück solcher Hörner verfertigen, welche zusammen einen Umfang von drei Octaven ausmachten. Die tiefsten Hörner sind 7–8 Fuß lang, die höchsten 1–11/2 Fuß. Jedes Horn hat einen Spieler, der so lange pausiren muß, bis der Ton, welchen sein Horn angibt, in dem auszuführenden Tonstück gebraucht wird. Durch viele Übung u. Zwang brachte diese Gesellschaft es dahin, daß sie sich 1753 vor dem kaiserlichen Hofe hören lassen konnte. Seitdem hat sich diese Musik so vervollkommnet, daß die schwersten Piecen in dem geschwindesten Tempo mit Läufern, Trillern, Harpeggiaturen ausgeführt werden u. man ein einziges Instrument zu hören glaubt. Statt 37 Hörner für drei Octaven, dann 49 für vier Octaven hat man jetzt 60 für fünf Octaven. Jeder Bläser hat ein od. zwei Hörner u. ein Notenblatt, auf dem nur ein Ton u. alle übrige Pausen angegeben sind. Jetzt haben auch mehre Regimenter solche Hornmusik; sie wurde 1829 durch den Oberberghauptmann von Herder auch bei dem Bergmusikchor in Freiberg eingeführt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 472.
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