Narischkin

[680] Narischkin, altrussische Bojarenfamilie, gewöhnlich Fürsten genannt; Wappen: ein Adler, dessen unterer Theil gegittert ist. Merkwürdig: 1) Cyrill, russischer Obrist, mußte bei der Revolution 1682 ins Kloster gehen, erhielt aber, als dieselbe vorbei war, seine Güter u. Ämter wieder. 2) Natalie Kirillowna, Tochter des Vorigen, s. Natalie. 3) Leo Kirilowitsch, Sohn von N. 1), geb. 1661, war russischer Premierminister, legte aber diese Stelle 1700 nieder u. st. 1705. 4) Alexander I., Sohn des Vor., geb. 1693, war Kammerherr u. Generaladjutant Peters des Großen, welcher ihn als Gesandten an mehre Höfe schickte. Katharine I. ernannte ihn 1715 zum Geh. Rath u. 1720 zum Contreadmiral. Da er aber der Vermählung Peters II. mit der Tochter des Fürsten Menzikow entgegen war, so fiel er in Ungnade u. wurde verwiesen, jedoch nach Menzikows [680] Sturz zurückgerufen, wurde Oberhofmeister bei der Prinzessin (nachmaligen Kaiserin) Elisabeth u. 1731 Präsident der Commerziendeputation. 1741 wurde er nach Birons Sturz Geheimerrath u. unter der Kaiserin Elisabeth Mitglied des dirigirenden Senats; er st. 1746. 5) Alexander II., Lawowitsch N., Großneffe des Vor., wurde von der Kaiserin Katharina mit Anna Fürstin Czartoryiska vermählt, weil die Kaiserin in dem Großfürsten, nachmaligem Kaiser Alexander, eine tiefe Neigung zu dieser entdeckte. Die Kaiserin bezahlte N-s Schulden unter der Bedingung, daß er mit seiner Gemahlin ins Ausland ging. Als aber Alexander zur Regierung kam, rief er N. zurück, ernannte ihn zum Großmarschall des Palastes u. lebte mit dessen Gemahlin in vertrauten Verhältnissen. Zur Zeit des Wiener Congresses wurde die N. dem Kaiser untreu, der sich nun von ihr zurückzog. Ihre Tochter vom Kaiser, die Gräfin Romanow, st. 1823 als Brant des Fürsten Scheremetjew. N. st. 1826 in Paris, seine Gemahlin st. 1838 daselbst. 7) Dimitri Lawowitsch N., Bruder des Vor.; Großjägermeister, berühmt durch seine Gemäldegallerie in Petersburg.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 680-681.
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