Bouillon, Gottfried von

[150] Bouillon, Gottfried von, der Held der Kreuzzüge, verherrlicht in Tasso's befreitem Jerusalem, Herzog von Niederlothringen, war 1065 zu Beizy in Brabant geboren. Schon in dem Kriege zwischen Kaiser Heinrich IV. und dessen Gegenkönig Rudolf von Schwaben zeichnete er sich durch Tapferkeit und Heldenmuth aus, und erlegte den König Rudolf eigenhändig in der Schlacht an der Elster. – Als aber Peter von Amiens, durch Europa ziehend und mit gewaltiger Beredsamkeit die Leiden der Christen in Palästina, die Schmach des heiligen Grabes schildernd, zum Kreuzzuge rief, war Gottfried einer der Ersten, welche diesem Aufrufe folgten. Er wurde auf der Kirchenversammlung zu Clermont 1095 einstimmig zum Anführer des ersten Kreuzheeres ernannt, brach bald darauf an der Spitze der begeisterten Kreuzfahrer nach Palästina auf, besiegte die mannichfachen Schwierigkeiten, welche ihm und dem Kreuzheere Alexius Komnenus, der griechische Kaiser, in den Weg legte, eroberte Nicäa und Antiochia, und endlich Jerusalem den 19. Juni 1099 durch Sturm. – Hier wurde er von den Kreuzfahrern zum König gewählt, und ließ sich zum Andenken an den Erlöser und Heiland mit einer Dornenkrone krönen. Er selbst nannte sich in christlicher Demuth nur den Herzog und Hüther des heiligen Grabes. Unglaubliche Heldenthaten wurden von ihm und seinen Scharen früher und noch später bei Askalon verrichtet, wo er den Sultan schlug und das neue Reich befestigte. Er war in jener Zeit eine gewaltige Säule der Christenheit, und das fromme und staunende Europa richtete seine Blicke auf ihn, der das heilige Palladium, die Lebens- und Leidensstätte des Messias, den Gläubigen wieder erworben hatte. Er starb 1100. S. Kreuzzüge.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834, S. 150.
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