Gottfried von Bouillon

[115] Gottfried von Bouillon (Bulliong), der durch Volkssagen u. Torquato Tasso verherrlichte Führer des ersten Kreuzzuges, war der 1061 geb. älteste Sohn des Grafen Eustach II. von Boulogne und stammte mütterlicherseits aus dem Geschlechte Karls d. Gr. Er gewann 1076 das Herzogthum Niederlothringen durch Erbschaft u. Belehnung von Seite des Kaisers Heinrich IV., die Grafschaft Bouillon durch Schenkung und war ein treuer Anhänger des Kaisers, dessen Gegenkönig Rudolf an einer von G. an der Elster empfangenen Wunde gest. sein soll. Zu einem Anführer der Kreuzfahrer erwählt, verkaufte G. 1096 sein Stammschloß. Auf dem Zuge leistete er dem griech. Kaiser Alexius nothgedrungen den Lehenseid, eroberte Nikäa, 1098 Antiochien und war am 15. Juli 1099 einer der ersten, der die Mauern Jerusalems erstieg. Sieben Tage später ward er einstimmig zum König von Jerusalem erwählt, aber »er wollte niemals eine Krone tragen, wo Christus mit Dornen gekrönt worden« u. nannte sich Herzog u. Beschützer des hl. Grabes. Am 12. August 1099 schlug er die angeblich 7fache Uebermacht des Chalifen Mosta von Aegypten, gewann dadurch fast ganz Palästina, st. aber schon 1 Jahr und 3 Tage nach Jerusalems Eroberung. Ihm folgte sein Bruder Balduin, der tapfere Fürst von Edessa.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 115.
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