Brodfruchtbaum

[198] Brodfruchtbaum, ein in Ostindien und besonders auf den Südseeinseln einheimischer Baum, den die Engländer in neuerer Zeit auch nach Westindien verpflanzt haben. Er erreicht die Größe einer mittelmäßigen Eiche und seine Blätter, die einen milchähnlichen Saft enthalten, werden 1½ Fuß lang. Man bedient sich ihrer[198] als Servietten und Tischdecken, so wie überhaupt Alles an diesem Baum benutzt wird. Der den eingeschnittenen Stämmen entfließende Saft gibt mit Kokusmilch eingekocht und mit Sagomehl, Zucker und Eiweiß versetzt einen guten Vogelleim und dauerhaften Kitt. Das gelbliche Holz dient zu allerlei Geräthschaften und Zierathen; aus dem Splint bereitet man Zeuge, selbst die trocknen Blüthenkätzchen lassen sich als Zunder gebrauchen. Die Hauptsache aber, die Brodfrucht, gehört zu den nützlichsten Erzeugnissen dieser Zone. Sie ist melonenförmig, gelb von Farbe, wird 20–30 Ps. schwer, bis 8 Zoll lang und hat unter der Rinde ein schwammiges, lockeres, sehr süßes Fleisch. Man nimmt sie vor ihrer völligen Reise ab, wickelt sie zerschnitten in Blätter und röstet sie auf heißen Steinen, oder legt sie in Gruben, die mit Blättern und Steinen zugedeckt sind, woselbst sie erst in Gährung geräth und dann noch zwischen heißen Steinen gebacken wird. Auf letztere Weise bereitet hält sie sich länger und dient auch gegen den Scorbut. Ihr Geschmack soll dem Weizenbrod sehr ähnlich sein, und es lassen sich sogar Leckereien aus der Brodfrucht bereiten. Der verwachsene Fruchtknoten enthält einen länglichen, oben mit einem langen Haar versehenen Samenkern, welcher der Kastanie gleicht und sich wie diese, in Asche gebraten essen läßt. Der Brodfruchtbaum braucht 60–70 Jahr um seine völlige Größe zu erreichen und trägt so reichlich, daß drei solcher Bäume einen Menschen 8 Monate erhalten können. Die Vermehrung geschieht durch Samen, Ableger und abgeschnittene Zweige.

L. M.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834, S. 198-199.
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