Färbestoffe

[73] Färbestoffe, sind diejenigen Materialien, deren sich die Färbekunst bedient. Sie sind von Mineralien, Pflanzen und Thieren entlehnt. In der Regel nimmt man deren vier an, nämlich: gelb, roth, blau und schwarz, doch bekanntlich kann man aus diesen alle Andere zusammensetzen, um so mehr als von jeder der genannten Grundfarben die verschiedensten Nuancen vorkommen; so z. B. Roth aus dem Thierreich: in Cochenille, Kermes, polnischen Scharlachkörnern; aus dem Pflanzenreich: in Krapp, den Wurzeln von Galium, von Anchusa, von Asperula, in Saflor, Brasilienholz, Orseille, Hypericum, Sandelholz etc.; aus dem Mineralreich: Zinober, Goldpurpur, Mennig u. a. m. – An Blau liefert das Pflanzenreich: Waid, Campecheholz, Indigo, das Mineralreich: blausaures Eisen, Smalte, blaue Erden mancher Art. Gelb bietet das Pflanzenreich in Scharte, Färberginster, Quercitrinen, Wau, Curcumawurzeln, Birkenblättern, Gelbholz, Lorbeerrinde, Berberis, Eschenrinde, Pappel, Gummigutt; das Mineralreich Chrome, Eisenrost. – Alle diese allgemein bekannten Pigmente sind unter einander höchst auffallend verschieden, so daß die Töne mit einander nicht verwechselt werden können. Saflor z. B. gibt ein ganz anderes Roth, als Brasilienholz oder Cochenille. Durch stärkeres oder schwächeres Auftragen werden die Farben heller oder dunkler und durch Mischung von zweien derselben, erhält man immer wieder eine dritte Farbe, welche einen andern Ton hat; wie denn Kermes und Indigo ein ganz anderes Violet geben, als Sandelholz und Indigo etc. So läßt sich schon hier eine Unzahl von Farben denken Braun kann zwar aus Schwarz und Roth dargestellt werden, doch findet man es auch in schönen Schattirungen[73] fertig, z. B. in den trockenen, rothen Zwiebelschalen, in den grünen Wallnußschalen u. a. m. Aus allen diesen Mineralien und Vegetabilien wird die Farbe durch Kochen ausgezogen, entweder mit Wasser oder mit Säuren oder einem Alkali. Nach diesem richtet sich auch das Beizmittel, wodurch die Zeuge fähig gemacht werden, die Farbe aus der Auflösung an sich zu ziehen, und welches immer stärker sein muß, als das auflösende Mittel, weil sonst die Wahlverwandtschaft, auf welcher das Färben beruht, nicht in Wirkung treten kann. Die Manipulation des Färbens selbst läßt sich hier nicht aus einander setzen; doch ist z. B. kurz zu bemerken, daß man Wolle auf einem hölzernen Rost in den Färbekessel legt, Garn auf Stangen hineinhängt, lange Stücke Zeug aber größtentheils hindurch zieht, und nur so lange in der Farbe läßt, als nöthig ist, um mittelst eines Haspels einen Theil des Stückes nach dem Andern durch die Flüssigkeit laufen zu lassen. Leinenzeug hängt man an einem Rechen so auf, daß es mit den Kanten an Häckchen befestigt ist, wie das Tuch bei den Tuchmachern auf Rahmen. Leinene Zeuge und Garne pflegt man auszuwinden, weil sie dadurch einen schöneren Glanz bekommen; wollene Zeuge aber muß man unausgewunden nur ablaufen lassen; theils weil sie gleichmäßiger gefärbt bleiben, theils weil das Winden der Festigkeit schadet. Noch bevor sie trocken sind, müssen sie in, wo möglich fließendem, Wasser gespült werden, so lange bis dieses durchaus nicht mehr gefärbt erscheint; dann trocknet man sie im Schatten; diejenigen Farben aber, denen die Sonne nicht schadet, hängt man in's Freie. Einfache Farben werden aus einer, zusammen, gesetzte aus mehreren Brühen gegeben; so färbt man Grün. indem man das Zeug erst in eine gelbe, dann in eine blaue Brühe bringt. Auch mit Schwarz macht man es eben so, da man nach dem Tone, welchen man dem Zeuge geben will, es zuerst blau, braun oder wohl gar roth färbt.

V.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 73-74.
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