Galvanismus

[301] Galvanismus, Berührungselektricität, nach ihrem Entdecker Aloysius Galvani benannt, der 1757 Arzt in Bologna, die Wirkung untersuchte, welche die Elektricität auf Nerven und Muskeln ausübt. Jede Berührung erleidet einen galvanischen Prozeß, welcher auf sich berührende Körper wirkt und durch welchen das berührungselektrische Fluidum von einem in den andern übergeht. Wie die Berührung des Fußes, der Hand oder irgend eines Theiles des Körpers oder auch nur der Sphäre irgend eines Gegenstandes unwillkürlich anziehend oder unleidlich und abstoßend wirkt; wie der gegenseitige Blick bis in die innersten Tiefen des menschlichen Gemüthes dringt und Leiter der geheimsten Empfindungen wird, so wirkt das galvanische Princip durch alle Muskeln und Nerven. Die sanfte Berührung der Lippen und der trunkene Blick der Liebenden sind Träger dieser ganz unwillkürlichen, galvanischen Kräfte, die alle Nerven mit stillem Entzücken und süßem Beben durchströmen, jede Muskel spannen und die Lebensthätigkeit excentrisch erhöhen. In allen Muscularzusammenziehungen und allen Empfindungen ist diese Berührungselektricität thätig. Nach Volta's Entdeckung erhöhen zwei verschiedene Metalle, z. B. Zink und Silber, oder Zink und Kupfer, durch feuchte Leiter verstärkt, die Elektricität, und wirken auf Geschmack, Geruch, Gesicht und Ohr. So angewendet, belebt sie geschwächte Kräfte in leidenden Theilen des Körpers von Neuem. Daher die Wohlthat der volta'schen Säule, mittelst welcher man durch verstärkte Grade des Galvanismus Muskeln und Nerven reizt und belebt. Alle Proceduren der reinen Elektricität verhalten sich zum Galvanismus wie Blitz zum[301] schimmernden Nordschein, wie sanfter Frühlingsregen zum donnernden Wassersturz.

K.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 301-302.
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