Galvanismus

[15] Galvanismus, ist Electricität, durch bloße Berührung verschiedenartiger Körper, hauptsächlich verschiedener Metalle hervorgebracht (Contactelectricität). Berühren sich 2 ungleichartige Metalle, so wird das eine positiv, das andere negativ electrisch; werden sie durch eine Flüssigkeit verbunden, z.B. durch zwischengelegte feuchte Papierscheiben, so erhält man einen fortdauernden electrischen oder galvanischen Strom, indem die beiden entgegengesetzten Electricitäten sich durch die Flüssigkeit hindurch miteinander vereinigen, während zu gleicher Zeit durch die fortdauernde Berührung der beiden Metalle sich neue Mengen der entgegengesetzten Electricitäten erzeugen, die sich wieder vereinigen etc. Eine solche Vorrichtung nennt man eine geschlossene galvanische Kette. Das einzelne Metall kann hiebei positiv oder negativ electrisch werden, je nach der Art des andern mit ihm verbundenen Metalls, und in Beziehung hierauf folgen sich die verschiedenen Metalle in nachstehender Reihe, in welcher jedes vorhergehende in Berührung mit allen nachfolgenden stets positiv, jedes nachfolgende also negativ electrisch wird: + Zink, Blei, Zinn, Eisen, Kupfer, Silber, Gold, Platin, Kohle –. Eine solche Reihe heißt Spannungsreihe. Die Stärke des galvanischen Stroms, oder die elektrische Spannung zwischen den beiden einander berührenden Metallen wird um so bedeutender, je weiter die beiden Metalle in der eben angeführten Reihe aus einander stehen, u. die Spannung zweier solchen in dieser Reihe von einander entfernter Metalle ist gleich der Summe der Spannungen aller dazwischen liegenden. Auf die Stärke des galvanischen Stroms wirkt außerdem der Grad des Widerstandes, den der galvanische Strom auf seinem Wege erfährt, und zwar so, daß die Stärke des Stroms im umgekehrten Verhältniß steht mit der Stärke jenes Widerstandes. Durch Anwendung größerer Metallplatten, ebenso mehrer Paare Metallplatten mit feuchter Leitung wird die elektr. Spannung erhöht, steigend mit der Zahl der Plattenpaare. Eine galvanische Kette dieser Art ist die voltaische Säule, der Trogapparat und der Becherapparat. Bei den neuern Arten galvanischer Ketten sind die Metallplatten der Raumersparniß wegen cylindrisch um einander gerollt und statt einer mit zwei leitenden Flüssigkeiten versehen, die durch eine poröse Scheidewand getrennt sind; dadurch erhält man einen Strom von constanter Stärke, constante Ketten, so die Groweʼsche und die Bunsenʼsche Kette. – Die wichtigsten Wirkungen der galvanischen Kette: 1) physiologische Erzeugung besonders Geschmacks- u. Lichtempfindungen, wenn der galvanische Strom durch die Zunge od. die Augen, Zuckungen der Muskeln, wenn derselbe [15] durch Muskelnerven geht; 2) chemische Wirkungen, fast bei jedem galvanischen Versuch; Zersetzung des Wassers in Wasserstoffgas, welches am negativen, u. Sauerstoffgas, welches am positiven Pol sich sammelt; 31 Erwärmung bei hinlänglich starker Säule bis zum Glühen, selbst Schmelzen von Platindraht; galvanisches Licht; 4) Einwirkung auf die Magnetnadel (s. Elektromagnetismus).

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 15-16.
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