Helena, griech. Kaiserin

[232] Helena, griech. Kaiserin, die erste Gemahlin des griechischen Kaisers Konstantius Chlorus und Mutter Konstantin's des Großen, hat sich durch ihren frommen, mildthätigen Lebenswandel den Beinamen der Heiligen erworben. Ueber ihre Herkunft hat man nur Vermuthungen, indem die alten Schriftsteller sie bald für eine Tochter[232] des Königs Liacollus von Britannien, halten, theils annehmen, sie sei aus Drepana in Bithynien, gebürtig gewesen. Wie dem auch sei, ob sie im Purpur- oder Privatstande das Licht der Welt erblickte, so viel ist gewiß, daß keine der Frauen, die nach ihr mit dem Diadem der kaiserlichen Byzantiner geschmückt wurden, desselben würdiger war, als Helena, die Finderin des heiligen Kreuzes und Grabes. Dennoch verwies die Politik sie vom Throne, als ihr Gemahl denselben bestieg und die Bedingung eingehen mußte, sich mit der Stieftochter des Cäsars Maximianus Herculius, Theodora, zu vermählen; aber ihr Sohn rief die Geschiedne dahin zurück, als er der Nachfolger seines Vaters ward. Die Verehrung Konstantin's für seine erhabne Mutter, war grenzenlos, und noch nie hat sich wohl kindliche Liebe glänzender kund gethan, wie die Seinige. Er ertheilte ihr den Ehrennamen Augusta, bewilligte ihr große Summen zum Aufbau von Kirchen und milden Stiftungen und unterstützte endlich auf jede Weise ihre Wallfahrt nach Jerusalem, wohin sie, der Sage nach, göttliche Eingebung rief. Auf ihren Befehl ward daselbst am Calvarienberge nachgegraben und ein Venustempel weggeräumt, der auf der Stelle stand, die jetzt die Helenenkapelle einnimmt. Dort lag die fromme Kaiserin betend auf den Knien, während die mit der Nachsuchung Beauftragten in der Tiefe der Erde drei Kreuze, die Dornenkrone, die Christus trug und das Eisen des Speers, womit er durchbohrt ward, auffanden. Das Fest der Kreuzerfindung und Erhöhung widmete die christliche Kirche dem Andenken an diese Begebenheit. Zu Constantinopel ließ der Kaiser einige Abbildungen davon, zu deren Fuße sich seine und der verehrten Mutter Statue befand, aufstellen. Der schönste Ehrenplatz jedoch war Helenen auf dem Augusteon bestimmt, wo eine herrliche Triumphsäule aus Porphyr ihr kolossales Standbild, das bedeutungsvoll nach Sancta Sophia hinüberschaute, trug. Helene selbst, die so hoch Gestellte, kehrte lebend nicht wieder in die Residenz ihres Sohnes zurück. Als Wohlthäterin der Armen, [233] Stifterin von Kirchen und Klöster, in denen sie diente und Kranke pflegte, beschloß die fromme Matrone in Palästina ihr demüthiges, gottergebenes Dasein, 80 Jahr alt. Ihr Leichnam ward nach der Heimath gebracht und im kaiserlichen Erbbegräbniß beigesetzt

F.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 232-234.
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