Ida (Gebirge)

[395] Ida (Gebirge), das in der griechischen Mythe berühmte Gebirge in Kleinasien, welches bis zum Meere hinabsteigend jenes Plateau bildet, auf welchem Troja lag. Hoch über diese Stadt erhoben sich die waldbewachsenen Gebirgsäste des Ida, dessen höchste Spitze Cotyllus hieß. In diesen Bergen stand einst ein Tempel der Cybele, die deßhalb auch die Idäische genannt ward, und von diesen Felsenkämmen soll Jupiter's Aar den holden Ganymed entführt haben. Auf den einsamen Alpentriften des Ida weidete der schöne Paris, als die reizenden Unsterblichen zu ihm traten, ihren Streit zu schlichten, und von dort herab schauten die Götter auf seine[395] hart bedrängte Vaterstadt und die Kämpfe am Simois und Scamander, die den Felsschluchten des Gebirges entströmen. – Der als Jupiter's Geburtsort bekannte Berg Ida liegt auf der Insel Kreta und ist der mittlere, höchste Gipfel des Bergrückens, der das Eiland von Westen nach Osten durchzieht. Sein majestätischer Scheitel, den ewiges Eis deckt, auf welchem die Wolken des Himmels zu lagern scheinen, hat eine Basis von 1700 Toisen. In den zerklüfteten Seiten des Bergriesen, der jetzt Psitorill heißt, finden sich zahlreiche Höhlen, die den ersten Bewohnern Kreta's Troglodytenwohnungen boten. Genährt vom Schnee der obern Region entspringen viele Quellen dem Schooße des Berges, und ihre Wässer schaffen weiter unten, zwischen Cedern-, Fichten- und Ahornwäldern grünende Triften. Die prachtvollste Aussicht über die weite, gesegnete Insel belohnt die Mühen dessen, der den Ida ersteigt.

F.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 395-396.
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