Kopenhagen

[190] Kopenhagen, Haupt- und Residenzstadt von Dänemark auf der fruchtbaren Insel Amak oder Amager, zwischen dem großen Belt und dem Sund, der hier gegen 6 St. breit ist. Die ganze Stadt, welche 2500 Gebäude und 118,000 Ew. zählt, ist in drei Haupttheile getheilt, unter welchen der prachtvollste die Friedrichsstadt ist, die aus einer Reihe von Palästen besteht. Die Citadelle Friedrichshafen durch die Esplanade von derselben getrennt, die königliche Residenz Amalienburg, die alte Rosenburg mit dem Park und dem Münzcabinet, die neue Christiansburg mit Thorwaldson's Meisterwerken, das ehemalige Schloß Charlottenburg mit der Kunstakademie und königlichen Gemäldegallerie, die herrliche Schloßkirche, die große königliche Bibliothek mit 500,000 Bänden und zwölf Sälen voll der vortrefflichsten Antiken und Sammlungen für Kunst und Natur, Kanzlei, Bank und Börse sind wahre Zierden der Stadt. Die schöne, schneckenförmig gebauete Frauenkirche, das Waisenhaus und die Trinitätskirche, das Universitäts- und Admiralitätsgebäude, die Marmorkirche in Ruinen, das Zeughaus, Rathhaus und das prächtige Schauspielhaus sind sämmtlich in klassischem Stile gebauet. Einen eben so sonderbaren als eigenthümlichen Anblick gewährt das Matrosenquartier in der Neustadt, welches aus 33 vom Schiffsvolk Tag und Nacht belebten Straßen besteht. Der Stadttheil Christianshafen enthält: das ostindische Packhaus und geräumige Docken, sowie die Erlösers- und deutsche Friedrichskirche, Mustergebäude, so einfach wie prachtvoll im Innern. Zwischen hier und der Stadt befindet sich der große von Schiffsvolk wimmelnde Hafen, voll Kriegs- und Kauffahrteischiffe, mit dem Arsenal und den Werften. Alles, was nur immer Handel zu Land und See, Kunst und Wissenschaft in einer Weltstadt vereinigt, findet sich hier beisammen: eine Universität, Gymnasien, Gewerbeschulen, Bildungsanstalten, Stiftungen, Kunstsammlungen, Bibliotheken etc. Mehr als 200 Fabriken liefern die feinsten Porzellaine, Tapeten und Seidenwaaren, Handschuhe, Hüte, Strümpfe, Seifen, Wolle, Leinwand, [190] Blumen- und Zuckerwaaren. Wie in allen großen Hafenstädten, so hört man hier in einer und derselben Gesellschaft oft vier Sprachen sprechen, und die Dampfschiffahrt über Kiel, Lübeck und Dobberan, so wie die reizenden Umgebungen K's, sind der Grund, daß es von vielen Deutschen besucht wird. Herrlicher als je hob sich die Stadt nach dem schändlichen Bombardement durch die britische Flotte 1807, wie ein Phönix aus der Asche, empor, und ist jetzt von den lachendsten Villen umgeben, unter welchen Oljegreen eine der prachtvollesten, die schönste Perle in der Krone Dänemarks.

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 190-191.
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