Schechner-Waagen, Nanette

[84] Schechner-Waagen, Nanette. Im Jahr 1827, zu einer Zeit, als die Sonntag in vollster Blüthe prangte, und noch vor Kurzem die gewaltige Catalani Aller Herzen bezwungen hatte, trat diese damals in Norddeutschland kaum dem Namen nach bekannte Sängerin in Berlin als Emmeline, Fidelio, Iphigenia und Julie in der Vestalin auf, Alles mit sich fortreißend durch ihre aus der innersten Brust hervorklingenden Silbertöne, die Herz und Ohr, und mehr noch das Herz in wundersamen, wie neu erschlossenen Tiesen[84] des Gesanges schwelgen ließen. Von nun an war ihr Ruf als achte deutsche Sängerin in ganz Deutschland fest begründet, während sie schon früher in München, wo sie 1806 geb. wurde, zuerst als Curiatio in der Oper: »die Horatier und Curiatier,« das ob der Keckheit einer Anfängerin, welche zuerst mit einer solchen Partie aufzutreten wagte, halberzürnte Publikum zum lautesten Beifall hingerissen hatte. Die Königin Karoline von Baiern hatte sodann, ihren zarten Kunstsinn bewährend, für die Blüthe liebend Sorge getragen, daß sie sich in vollster Freiheit entfalten könne. 1832 heirathete sie einen Herrn Waagen, und wirkt noch gegenwärtig an dem Theater zu München, obwohl sich jetzt ihre volle, sonst fast stürmisch siegende Stimme mehr in einen klagenden, aber desto rührenderen Nachtigallenton verwandelt hat.

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Damen Conversations Lexikon, Band 9. [o.O.] 1837, S. 84-85.
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