Waagen

[280] Waagen, Gustav Friedrich, Kunstschriftsteller, geb. 11. Febr. 1794 in Hamburg, gest. 15. Juli 1868 auf einer Reise in Kopenhagen, bezog 1812 die Universität Breslau, trat 1813 als Freiwilliger in das preußische Heer, widmete sich nach dem Ende der Feldzüge philosophischen und geschichtlichen Studien, unternahm eine größere Reise nach den Niederlanden und machte sich zuerst durch seine Schrift »Über Hubert und Johann van Eyck« (Bresl. 1822) bekannt. 1823 ward er nach Berlin berufen, um sich an der Einrichtung des Museums zu beteiligen. 1828 fertigte er den amtlichen Katalog der Gemäldegalerie, deren Direktor er 1830 wurde. Nach größern Studienreisen in Frankreich und England veröffentlichte W. »Kunstwerke und Künstler in England und Paris« (Berl. 1837–1839, 3 Bde.; erweitert u. d. T.: »The treasures of art in Great Britain«, Lond. 1854, 3 Bde.), wozu 1857 noch ein Supplementband: »Galeries and cabinets of art in Great Britain«, erschien; dann die Ausbeute einer Reise nach Süddeutschland und dem Elsaß: »Kunstwerke und Künstler in Deutschland« (Leipz. 1843–45, 2 Bde.). In den Jahren 1841–1842 war er in Italien mit Ankäufen für das Museum beschäftigt. 1862 erschien das »Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen« (Stuttg.); ferner nach mehreren Reisen nach Rußland und Österreich: »Die Gemäldesammlung der kaiserlichen Eremitage zu St. Petersburg« (Münch. 1864) und »Die vornehmsten Kunstdenkmäler in Wien« (Wien 1866 bis 1867, 2 Bde.). Viel Vortreffliches findet sich in den »Kleinen Schriften« (hrsg. von A. Woltmann, Stuttg. 1875). W. besaß eine sehr umfassende Denkmälerkenntnis und verband damit einen für die damalige Zeit großen kritischen Scharfblick.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 280.
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