Schopenhauer, Johanna

[132] Schopenhauer, Johanna, eine Tochter des Danziger Senators Heinrich Trosina, und die älteste von 4 Schwestern, wurde zu Danzig im J. 1770 geb. und erwarb sich frühzeitig unter der Leitung einer trefflichen Mutter und bei der zweckmäßigsten Abwechselung von stiller Beschäftigung und gebildeter Gesellschaft, mit mannichfaltigen Sprachkenntnissen und großer Fertigkeit im Zeichnen und Malen zugleich den seinen Anstand und die Leichtigkeit des geseselligen Lebens. Eingeweiht in die ewigen Meisterwerke der Alten und durchglüht von den Feuerstrahlen der größten Genien neuerer Zeit, namentlich Shakespeare's, gewann sie bald Kraft und Starke des Geistes, und lernte die eigenen Schwingen fühlen. Noch ganz jung wurde sie an den Banquier Schopenhauer verheirathet. Mit diesem bereiste sie Frankreich, England, Holland und Deutschland. Als ihre Vaterstadt Danzig 1793 von den Preußen besetzt wurde, ließen sich beide in Hamburg nieder, von wo aus sie ebenfalls mehrere Reisen, namentlich nach Schottland und in die Schweiz, unternahmen. Nach einer langjährigen, glücklichen Ehe verlor sie ihren geliebten Gatten durch einen plötzlichen Tod, und wählte nun, da sie sich in Hamburg verwaiset fühlte, das ihr auf einer frühern Reise liebgewordene Weimar zu ihrem Wohnorte. Hier knüpfte sie Bekanntschaft mit Weimars berühmtesten Männern und Frauen: mit Wieland, Göthe, Falk, Bertuch, namentlich mit Fernow, der sie im Italienischen unterrichtete und dessen Leben sie beschrieben hat, lebte ganz den Musen, und beschäftigte sich im Fache der Kunst besonders mit Miniaturgemälden. Das Talent einer leichten und anziehenden Darstellung zeichnet ihre Schriften aus, unter denen außer vielen Novellen und Erzählungen hier ihre »Erinnerungen an eine Reise durch England[132] etc.,« die,.Reise in das südliche Frankreich etc.,« die »Ausflucht an den Rhein etc,« ferner die Romane: »die Tante« und »Sidonia« vorzugsweise zu nennen sind. Ihr Meisterwerk ist jedoch der Roman »Gabriele,« in dem sie mit glücklicher Wahrheit die vornehme Welt schildert. Sie lebt noch jetzt zu Weimar.

S....r.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 9. [o.O.] 1837, S. 132-133.
Lizenz:
Faksimiles:
132 | 133
Kategorien: