Talisman

[7] Talisman, ein Bild, ein geheimnißvoller, meist mit mystischen Zeichen versehener, zu eigener Stunde verfertigter kleiner Körper, welcher dem Aberglauben zufolge gewisse Zauberkräfte besitzen und z. B. gegen Krankheit, Verwundung etc. schützen soll. Nach Göthe's Meinung soll es sich von Amulet (s. d.) nur dadurch unterscheiden, daß bei ihm die mystische Schrift auf Edelstein, beim Amulet dagegen auf Papier geschrieben werde. Doch läßt sich mancherlei gegen diese Erklärung einwenden, und jedenfalls stehen sich beide so nahe, daß sie vielfach mit einander verwechselt werden. Die 7 Planeten sollen mit geheimnißvoller Macht auf ihre Bildung einwirken; daher sehr viele T'e aus den Metallen verfertigt werden, denen diese Planeten vorstehen. Selbst Jesus bediente sich nach der Meinung der unwissenden Juden eines T's zur Verrichtung seiner Wunder. Unter den ortientalischen T'n sind die bemerkenswerthesten: goldene Ringe, um zu hohen Ehrenstellen zu gelangen, Lazurringe, um sich Glück in der Liebe, Trinkgeschirre, die mit Sprüchen des Korans versehen, um sich gegen Vergiftung zu sichern, der zauberkräftige[7] Salomonsring, welcher unter gewissen Constellationen gegossen und gefaßt wird, und die sogenannten Sieben T 'e Salomon's, nämlich das Siegel, das Schild, der Panzer, das Feuerschwert, das Weltenglas, der Zauberspiegel und die Zauberrosse; ferner besondere Zeichentalismane mit wunderbaren Charakteren, wie die Siegel der Erzväter Adam, Isaak, Abraham, Ismael, und der 4 ersten Khalifen. Als der Isis- und Serapisdienst in Rom Eingang gefunden hatte, trugen die Römerinnen geheiligte und von einem Priester des Serapis mit besondern Formeln eingesegnete Ringe, gewöhnlich mit einem Jaspis, in welchen ein Serapiskopf mit seinem Attribute, dem Scheffel auf dem Haupte, eingeschnitten war; und die Serapispriester trieben ansehnlichen Handel mit solchen geheimnißvollen magischen Ringen. Der christliche Sinn aufgeklärterer Jahrhunderte erkennt nur noch gewisse kräftige T'e in der eigenen Brust an, wie Glaube, Unschuld, ein reines Gewissen.

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 7-8.
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