Princip der kleinsten Action

[138] Princip der kleinsten Action oder des kleinsten KraftmaßesLoi de la moindre action«, MAUPERTUIS): Die Änderungen, die in der Natur oder in der Psyche statthaben, gehen mit der möglichst kleinen Tätigkeitsmenge, Kraftstärke vor sich, die größtmögliche Wirkung wird mit dem geringsten Aufwand an Kraft zu erzielen gesucht (Ökonomieprincip, s. d.). Das Princip ist schon angedeutet bei SPINOZA, LEIBNIZ (Erdm. p. 147). VOLTAIRE erklärt: »La nature agit toujours par les voies les plus courtes« (Oeuvr. I, p. 163). MAUPERTUIS' »loi de la moindre action« besagt, es sei, wenn in der Natur eine Veränderung stattfindet, die zu dieser Veränderung angewandte Tätigkeit die möglichst kleine (Essai de cosmolog. 1750). Die Action nähert sich immer mehr der möglichst großen Ökonomie. Dieses Princip erfährt seine Weiterbildung von L. EULER, LAGRANGE (als »Princip der größten oder kleinsten lebendigen Kraft«, Mécan. analyt. II, sct. III, 6), JACOBI (Vorles. üb. Dynam. S. 45), W. HAMILTON, GAUSS (»Princip des kleinsten Zwanges«, WW. V, 25), psychologisch von R. AVENARIUS (»Princip des kleinsten Kraftmaßes«, s. Ökonomie), E. MACH (s. Ökonomie. vgl. dagegen P. STERN, Probl. d. Gegebenh. S. 18 ff.), DU PREL, PORTIG, LOMBROSO, FERBERO (L'inertie mentale et la loi du moindre effort, Revue philos. 1894), G. VILLA (Einl. in d. Psychol. S. 447), W. R. B. GIBSON (The principle of least action as a psychological principle, Mind 1900), H. JÄGER (Das Princip des kleinsten Kraftmaß. in d. Ästhet., Vierteljahrsschr. f. Philos. 5. Bd., S. 415 ff.. schon bei HEMSTERHUIS, Sur les désirs. vgl. Ästhetik), G. SIMMEL: »Princip des kleinsten moralischen Zwanges, d.h. die Tatsache, daß der Zwang, der unsern Willen ursprünglich durch äußere Macht beherrschte, sich allmählich in autonomen Willen verwandelt. die Widerstände, welche in uns jener Macht entgegenwirken, werden so oft gebrochen, bis sie sich überhaupt nicht mehr erheben« (Einl. in d. Moralwiss. I, 58). Vgl. JAMES, Princ. of Psychol. II, 188, 239 f. – Vgl. Ökonomie.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 2. Berlin 1904, S. 138.
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