Veränderung

[616] Veränderung (metabolê, kinêsis, alloiôsis, mutatio) ist der Wechsel von Inhalten in der Zeit, so daß an Stelle einer Qualität successiv andere Qualitäten desselben Dinges treten. »Das Ding verändert sich« heißt: bei aller Constanz eines bestimmten Zusammenhanges, einer bestimmten Structur werden einzelne Zustände, Beschaffenheiten durch andere ersetzt infolge fremder Einflüsse und eigner Wirksamkeit. Das Muster beständiger Veränderung innerhalb permanenter Einheit (des Ich) bietet das Bewußtsein selbst (s. Actualitätstheorie). Doch muß die Veränderung erst eine bestimmte »Schwelle« überschritten haben, damit sie als solche appercipiert werden kann. Das Princip der Stetigkeit (s. d.) läßt uns fordern, daß jede objective Veränderung durch eine zusammenhängende Reihe von Veränderungsmomenten hindurchgeht, daß sie aus dem Unendlichkleinen entspringe. Das Postulat stetiger Veränderung ist von fundamentaler Bedeutung für Mathematik, Naturwissenschaft und Psychologie, es kommt insbesondere in der Evolutionstheorie (s. d.) zur Geltung.

Betreffs des Wesens und der Ursachen der Veränderungen der Dinge bestehen verschiedene Ansichten. Eine Richtung leugnet die Realität aller Veränderung, die andere lehrt, daß die Veränderung durchgehend sei. Die einen fassen die Veränderung als eigenartiges, qualitatives Geschehen auf, die anderen führen sie auf quantitativen Wechsel zurück.

Nach ANAXIMENES beruht alle Veränderung auf Verdichtung und Verdünnung des Urstoffes: gennasthai te panta meta pyknôsin kai palin araiôsin (Euseb., Praep. evang. I, 8, 3). Nach ANAXAGORAS sind die »Homöomerien« (s. d.) selbst aphtharta. die Veränderungen der Dinge bestehen einzig und allein in Verbindung und Trennung der kleinsten Teile: phainesthai de ginomena kai apollymena synkrisei kai diakrisei monon (Theophr., Phys. opin. fr. 4, Dox. D. 478, 22. Simpl. ad Phys. 34 b. Stob. Ecl. I, 19, 414). Nach EMPEDOKLES gibt es keine physis, kein Entstehen, sondern nur Mischung und Entmischung der Elemente (s. d.) der Dinge: dio legei touton ton tropon kai 'Empedoklês, hoti physis oudenos estin, alla monon mixis te diallaxis te migentôn (Aristot., De gener. et corrupt. I 1, 314 b 8. II 1, 329 a 4). allo de toi ereô. physis oudenos estin hapantôn thnêtôn ... alla monon mixis te diallaxis te migentôn esti, physis d' epi tois onomazetai anthrôpois (Plac. I, 30, Dox. D. 326). Die Mischung ist ein Werk der Liebe (s. d.), die Entmischung ein Product des Streites (neikos) (Aristot., Met. I, 4). Im Urzustande sind die Elemente in einem sphairos vereint, aus dem sie der neikos heraustrennt (l. c. III, 4, 100.0 b 3. Phys. III, 1.[616] Plat. Soph. 242). Auf Verbindung und Trennung der Atome (B. d.) führt DEMOKRIT die Veränderung zurück (tê toutôn symplokê kai periplexei Arist., De coelo III 4, 303 a 7). – Während HERAKLIT das ewige Werden (s. d.) lehrt, halten die Eleaten (s. d.) alle Veränderung für Schein. da das Sein (s. d.) unveränderlich ist: oute ginesthai out' ollysthai anêke dikê (Mull., Fragm. I, 121. vgl. I, 251). anêroun genesin kai phthoran dia to nomizein to pan akinêton (Stob. Ecl I 19, 412). PLATO erklärt die Sinnendinge für veränderlich, die Ideen (s. d.) hingegen für beharrend (Phaedo 78 C squ.. vgl. Theaet. 152 D squ.. Phileb. 58 squ.). ARISTOTELES unterscheidet vier Arten der Veränderung (metabolê, kinêsis, s. Bewegung), darunter die qualitative Veränderung (alloiôsis) als kinêsis kata to poion (De coel. I 3, 270 a 27). Sie ist etwas Reales, besteht in der Verwirklichung (Actualisierung) eines Potentiellen, eines dynamei Seienden zur energeia (s. d.). Die Principien (s. d.) selbst, die Gründe, Grundlagen der Veränderung, beharren. Ou gar ta enantia metaballein. estin ara triton para ta enantia, hê hylê. ei dê hai metabolai tettares, ê kata to ti ê kata to poion ê poion ê pou, kai genesis men hê haplê kai phthora hê kata tode, auxêsis de kai phthisis hê kata to poson, alloiôsis de hê kata to pathos, phora de hê kata topon, eis enantiôseis an eien tas kath' hekaston hai metabolai. anankê dê metaballein tên hylên dynamenên amphô. epei de ditton to on, metaballei pan ek tou dynamei ontos eis to energeia on, hoion ek leukou dynamei eis to energeia leukon (Met. XII 2, 1069 b 9 squ.). ou gignetai oute hê hylê oute to eidos ... pan gar metaballei ti kai hypo tinos kai eis ti. hyph' hou men, tou prôtou kinountos. ho de, hê hylê. eis ho de, to eidos. eis apeiron oun eisin, ei mê monon ho chalkos strongylos alla to strongylon ê ho chalkos. anankê dê stênai (Met. XII 3, 1069 b 35 squ.. Categor. 14). Die Realität der qualitativen Veränderung betonen die Stoiker. Im Wechsel bleibt die Substanz tên gar ousian out' auxesthai oute meiousthai kata prosthesin ê aphairesin alla monon alloiousthai (Stob. Ecl. I 20, 434).

Die Motakallimûn führen alle Veränderung auf Verbindung und Trennung der Atome (s. d.) zurück. Die Scholastiker lehren meist im Aristotelischen Sinne. HUGO VAN ST. VICTOR erklärt: »Non enim essentiae rerum transeunt, sed formae. Cum forma transire dicitur, non sic intelligendum est, ut aliqua res existens perire omnino et esse suum amittere credatur, sed variari potius« (Didascal. II, 18. vgl. Lasswitz, G. d. Atom. I, 77). Nach THOMAS bedeutet »mutatio«, »aliquid esse post aliud et aliud esse prius et aliud posterius« (5 phs. 2 a). »Omnis mulatio est ex opposito aut ex mediis« (12 met. 2b). Es gibt »mutatio continua« und »instantanea«, ferner auch »naturalis« und »spiritualis«. »Naturalis quidem secundum quod forma immutantis recipitur in immutato secundam esse naturale, sicut calor in calefacto: spiritualis autem, secundum quod forma immutantis recipitur in immutata secundum esse spirituale, ut forma coloris est in pupilla, quae non fit per colorata« (Sum. th. I, 78, 3).

CERDANUS unterscheidet als Arten der Veränderung: »generatio, mistio, coacervatio« (vgl. Lasswitz, Gesch. d. Atom. I, 310). Nach GALILEI ist die materielle Veränderung nur Umlagerung der Teile der Körper (Opp. IV, 46). So auch nach GASSENDI (Philos. Epic. synt. II, sct. 1, p. 17 f.) u. a SPINOZA definiert: »Per mutationem intelligimus illam variationem, quae in aliquo subiecto dari potest, integra permanente ipsa essentia subiecti« (Cogit. met. II, 4). CHR. WOLF bestimmt: »Omnis rei mutatio (intrinseca sc) in variatione modorum[617] consistit« (Ontolog. § 831). »In modificatione rerum nihil substantiale perit vel producitur« (l. c. § 832). »Alle Veränderungen eines Dinges sind Abwechselungen seiner Schranken.« Das Wesen selbst bleibt unverändert (Vern. Ged. I, §107 f.). PLATNER erklärt: »Der innere Zustand in einem Wesen ist die jedesmalige zufällige Bestimmung seiner Beschaffenheit und seiner Größe. Empfängt nun ein Wesen, entweder durch Einwirkung anderer Dinge oder auch durch allmähliche Entwicklung seiner Kräfte, eine andere Beschaffenheit oder eine andere Größe: so ist es veränderlich in Ansehung des innerlichen Zustandes. außerdem unveränderlich.« »Sofern es zu dem Prädicate der Beharrlichkeit und mithin zu dem Begriff einer Substanz gehört, daß die bleibenden Bestimmungen oder wesentlichen Stücke nicht mit andern abwechseln: sofern ist in jeder Substanz etwas Unveränderliches« (Log. u. Met. S. 139).

Nach KANT setzt jede Veränderung die Identität eines Subjects voraus, welchem die Bestimmungen einander folgen (De mund. sens. sct. I, § 2). »Veränderung ist Verbindung contradictorisch einander entgegengesetzter Bestimmungen im Dasein eines und desselben Dinges« (Krit. d. rein. Vern. S. 219). »Veränderung ist eine Art zu existieren, welche auf eine andere Art zu existieren eben desselben Gegenstandes erfolget. Daher ist alles, was sich verändert, bleibend, und nur sein Zustand wechselt. Da dieser Wechsel also nur die Bestimmungen trifft, die aufhören oder auch anheben können, so können wir, an einem etwas paradox. scheinenden Ausdruck, sagen: nur das Beharrliche (die Substanz.) wird verändert, das Wandelbare erleidet keine Veränderung, sondern einen Wechsel, da einige Bestimmungen aufhören und andere anheben.« »Veränderung kann daher nur an Substanzen wahrgenommen werden, und das Entstehen oder Vergehen, schlechthin, ohne daß es bloß eine Bestimmung des Beharrlichen betreffe, kann gar keine mögliche Wahrnehmung sein, weil eben dieses Beharrliche die Vorstellung von dem Übergange aus einem Zustand in den andern und vom Nichtsein zum Sein möglich macht, die also nur als wechselnde Bestimmung dessen, was bleibt, empirisch erkannt werden können. Nehmet an, daß etwas schlechthin anfange ~u sein, so müßt ihr einen Zeitpunkt haben, in dem es nicht war. Woran wollt ihr aber diesen heften, wenn nicht an demjenigen, was schon ist« (l. c. S. 179). »Wenn eine Substanz aus einem Zustande a in einen andern b übergeht, so ist der Zeitpunkt des zweiten vom Zeitpunkte des ersteren Zustandes unterschieden und folgt demselben. Ebenso ist auch der zweite Zustand als Realität (in der Erscheinung) vom erstern, darin diese nicht war, wie b Vom Zero unterschieden, d. i. wenn der Zustand b sich auch von dem Zustande a nur der Größe nach unterschiede, so ist die Veränderung ein Entstehen von b – a, welches im vorigen Zustande nicht war und im Ansehen dessen es = 0 ist.« »Es fragt sich also: wie ein Ding aus einem Zustande = a in einen andern = b Übergehe. Zwischen zween Augenblicken ist immer eine Zeit und zwischen zwei Zuständen in denselben immer ein Unterschied, der eine Größe hat (denn alle Teile der Erscheinungen sind immer wiederum Größen). Also geschieht jeder Übergang aus einem Zustande in den andern in einer Zeit, die zwischen zween Augenblicken enthalten ist, deren der erste den Zustand bestimmt, aus welchem das Ding herausgeht, der zweite den, in welchen es gelangt. Beide also sind Grenzen der Zeit einer Veränderung, mithin des Zwischenzustandes zwischen beiden Zuständen, und gehören als solche mit zu der ganzen Veränderung. Nun hat jede Veränderung eine Ursache, welche in der ganzen Zeit, in welcher jene vorgeht, ihre Causalität beweiset. Also bringt diese Ursache ihre[618] Veränderung nicht plötzlich (auf einmal oder in einem Augenblicke) hervor, sondern in einer Zeit, so daß, wie die Zeit vom Anfangsaugenblicke a bis zu ihrer Vollendung in b wächst, auch die Größe der Realität (b – a) durch alle kleinerem Grade, die zwischen dem ersten und letzten enthalten sind, erzeugt wird. Alle Veränderung ist also nur durch eine continuierliche Handlung der Causalität möglich, welche, sofern sie gleichförmig ist, ein Moment heißt. Aus diesen Momenten besteht nicht die Veränderung, sondern wird erzeugt als ihre Wirkung« (l. c. S. 194 f.).

Nach HILLEBRAND sind Entstehen und Vergehen Veränderungen in den inhärierenden Merkmalen der Substanzen (Philos. d. Geist. I, 19). Nach HANUSCH ist Veränderung der »Übergang aus einem Zustande in den andern« (Erfahrungsseelenlehre S. l. vgl. BRANISS, Syst. d. Met. S. 298 ff.. G. BIEDERMANN, Philos. als Begriffswiss. II, 80 ff.).

HERBART findet in dem Begriffe der Veränderung einen Widerspruch (Lehrb. zur Einl.5, S. 188 ff.). Er besteht darin, daß wegen der veränderten Merkmale die Substanz anders, wegen der beharrenden dieselbe Complexion sein soll. Die »Methode der Beziehungen« (s. d.) löst den Widerspruch auf, indem sie dartut, daß an sich die Substanzen (Realen, B. d.) unveränderlich, beharrend sind, so daß der Veränderung nur ein Wechsel im Eintreten und Aufhören des »Zusammen« der Substanzen zugrunde liegt (Hauptpunkte d. Metaphys. S. 34 ff.. Allgem. Metaphys. II, § 224 ff.). Das wirkliche Geschehen ist die »Übersetzung des Was der Wesen in eine andere und fremde Sprache« (Lehrb. zur Einleit.5, S. 265. vgl. G. HARTENSTEIN, Probl. u. Grundlehr. d. allgem. Met. S. 72 ff., 227 ff.). – L. DILLES erörtert die Schwierigkeiten im Begriff der Veränderung (Weg zur Met. I, 224 ff.). Er kommt zu dem Ergebniss: »Kurz, es gibt im wahren An-sich der Dinge nur ein essentielles Zusammen und Nicht-zusammen, aber keine Zweierleiheit hinsichtlich eines äußern und innern Verhältnisses, weil es kein äußeres Verhältnis schlechthin gibt, da die Dinge nicht außereinander, nicht absolut geschieden, nicht räumlich sind, nicht durch eine leere Ordnung getrennt« (l. c. S. 260 f.).

W. ROSENKRANTZ betont: »Accidenzen können wechseln, aber nicht sich ändern. Andern kann sich nur dasjenige, was bloß in einer Beziehung ein anderes wird, in anderer Beziehung aber auch im Anderssein noch immer das Nämliche bleibt – also gerade das dem Wechsel nicht Unterworfene, das im Wechsel der Accidenzen Verharrende – die Substanz« (Wissensch. d. Wiss. I, 241). Nach HAGEMANN ist die Veränderung »der Übergang von einem Sosein zu einem Anderssein. Die Möglichkeit zu diesem Anderssein liegt in den veränderlichen Wesen, und sie wird zur Wirklichkeit entweder durch die eigene Tätigkeit des Wesens oder durch fremde Einwirkung. Ist die Veränderung nicht bloß accidentiell, nicht allein Übergang einer Substanz in einen andern Zustand, sondern substantiell, so zwar, daß aus der vorhandenen Substanz eine neue wird und somit ein wesentlich anderes Ding entsteht, so nennen wir die Veränderung eine Verwandlung.« »Das Entstehen ist der Übergang vom Nichtdasein zum Dasein aus einem vorhandenen Dasein... Das Vergehen ist der Übergang vom Dasein zum Nichtdasein eines Dinges, aber so, daß ein anderes Ding daraus hervorgeht« (Met.2, S. 45). J. E. FICHTE erklärt: »Jede Veränderung..., wenn sie auch als einfache oder einseitige lediglich an einem Wesen vorgehende erscheinen sollte, ist dennoch nur das Ergebnis von (wenigstens) zwei Factoren« (Psychol. I, 5). Die wahren Ursachen und Wirkungen nehmen wir nicht wahr[619] (ib.). LOTZE bemerkt: »Wollte man... annehmen, die Qualität a ginge über in eine andere a, die ihr selbst ähnlich bliebe, so würde doch diese Ähnlichkeit beider immer bloß eine Vergleichungsbeziehung sein, welche für ein Bewußtsein Bedeutung hat, das a und a in Vergleichung bringt. das a selbst aber wurde doch immer etwas anderes als a und nicht dasselbe sein. Gerade so nämlich, wie zwei gleiche Dinge A Und A deswegen doch nicht ein Ding sind, so würden zwei ähnliche Qualitäten a und a durch diese Ähnlichkeit noch in gar keinen inneren Zusammenhang gesetzt, sondern blieben trotzdem einander so fremd, als hätten sie gleich von Anfang an ganz verschiedenen Stellen der Welt zugleich existiert.« »Es geht also, wenn eine Qualität Verändert gedacht wird, eigentlich sie selber ganz zugrunde, und an ihre Stelle tritt etwas anderes, von dem sich ein sachlicher Zusammenhang mit dem Vorigen gar nicht, sondern nur irgend ein Grad der Verwandtschaft, der Ähnlichkeit oder des Gegensatzes angeben läßt. Dies ist schon von Aristoteles bemerkt worden: Qualitäten sind unveränderlich und können deswegen nicht Dinge sein, von denen wir Veränderlichkeit, d.h. Fortdauern im Anderswerden, verlangen« (Grdz. d. Metaphys. S. 23). Nach HODGSON ist Veränderung (change) »different feeling replacing one another in time« (Philos. of Reflect. II, 7). SCHUPPE erklärt: »Zum Begriffe der Qualitätsveränderung gehört es, daß eine Qualität verschwinden kann, ohne noch irgendwo im Raum zu sein, also ohne ihren Ort verändert zu haben, und daß eine Qualität plötzlich wahrnehmbar werden kann, ohne vorher schon irgendwo existiert, also auch ohne ihren Ort verändert zu haben... Das Woher der auftretenden und das Wohin der verschwindenden Qualität beantwortet sich durch das Gesetz, nach welchem unter gegebenen Umständen an Stelle dieser Qualität nur jene andere treten kann« (Log. S. 115). REHMKE unterscheidet ewiges und zeitliches Unveränderliches und Veränderliches (Allgem. Psychol. S. 7 ff.). Nach SIGWART entspringt die Vorstellung der Veränderung der Dinge »aus dem Bedürfnis der Zusammenfassung des continuierlich an demselben Orte Geschehenden zu innerer Einheit« (Log. II2, 114). Nach J. SOCOLIU ist alles Geschehen »entweder Differenzierung einer Einheit in eine Mannigfaltigkeit relativ individueller Tatsachen, oder aber es spielt sich zwischen solchen verwandtschaftlichen Tatsachen ab. In dem einen wie dem andern Falle hat es die Bestimmung, eine gewisse, verlustig gegangene Einheit wieder herzustellen«, ein Ziel, das niemals vollkommen erreicht wird, so daß die Weltentwicklung ohne Anfang und Abschluß ist, »ein endloses Entrollen immer vollkommener durchgeführter Vereinheitlichungen der Welt« (Grundprobl. d. Philos. S. XV).

Nach HUME, SPENCER (Psychol. I), BAIN (Sens. and Intell.3, p. 321) u. a. ist die gefühlte Veränderung eine Grundbedingung alles Bewußtseins (vgl. dagegen FOUILLÉE, L'évolut. des id.-forc. p. 30 ff.. BALDWIN, Handb. of Psychol. I, 59 ff.. vgl. G. VILLA, Einl. in d. Psychol. S. 368: »Das Bewußtsein ist zwar eine Aufeinanderfolge von Veränderungen..., aber es ist auch eine Energie, welche jenen Veränderungen selbst gerade die Entstehung gibt«). – Nach EBBINGHAUS ist die Veränderung Object einer unmittelbaren Anschauung. Sie hat Umfang und Richtung, Dauer und Geschwindigkeit (Gr. d. Psychol. I, 472 ff.. vgl. L. W. STERN, Psychol. d. Veränderungsauffass. 1898).

Nach R. AVENARIUS sind die »E-Werte« (s. d.) abhängig veränderliche in Beziehung zu (relativ) unabhängig veränderlichen Umgebungsbestandteilen[620] (Krit. d. rein. Erfahr. I, 25 ff., 52). – Vgl. H. COHEN, Log. S. 187 ff. – Vgl. Werden, Evolution.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 2. Berlin 1904, S. 616-621.
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