Theismus

[497] Theismus (theos) heißt im Gegensatz zum Atheismus (s. d.) die Annahme eines Gottes, 2) im Unterschiede vom Pantheismus (s. d.) die Annahme eines außer- und überweltlichen Gottes, 3) im Unterschiede vom Deismus (s. d.) die Annahme eines persönlichen Gottes, der durch seinen Willen, durch seine Kraft ewig in der Welt wirkt, als »lebendiger« Gott. Vgl. Gott, Deismus.

KANT erklärt, »der Deist glaube einen Gott, der Theist aber einen lebendigen Gott (summam intelligentiam)« (Krit. d. rein. Vern. S. 496). Der Theismus leitet die Weltzweckmäßigkeit »von dem Urgrunde des Weltalls, als einem mit Absicht hervorbringenden (ursprünglich lebenden) verständigen Wesen ab« (Kr. d. Urt. II, § 72). Es gibt einen »skeptischen« und »dogmatischen« Atheismus. Diesem ist der »moralische Theismus« gegenüberzustellen. »Dieser ist zwar kritisch, d.h. er verfolget alle speculativen Beweise für das Dasein Gottes Schritt für Schritt und erkennet sie für unzulänglich, ja er behauptet schlechterdings, da, es der speculativen Vernunft unmöglich sei, das Dasein eines höchsten Wesens apodiktisch gewiß zu demonstrieren. dessenungeachtet ist er fest überzeugt von der Existenz eines solchen Wesens und hat einen zweifellosen Glauben an dasselbe aus praktischem Grunde.« Das Fundament dieses Glaubens, die Moral, ist unerschütterlich (Vorles. üb. d. philos. Religionslehre S. 29 f.). – Theisten sind in neuerer Zeit JACOBI, BOUTERWEK (Lehrb. d. philos. Wissensch. I, 259), FR. SCHLEGEL, F. BAADER, GÜNTHER, MICHELET, der Gott als absolute Persönlichkeit auffaßt (Anthropol. S. 520 f.). C. H. WEISSE., FROHSCHAMMER, BRANISS, nach welchem Gott, »absolut freies Für-sich-sein, d. i. absolute Persönlichkeit« ist (Syst. d. Met. S. 198), K. PH. FISCHER (Die Idee d. Gottheit 1839), TRENDELENBURG, W. ROSENKRANTZ, CHALYBAEUS u. a.[497] Einen speculativen Theismus lehren J. H. FICHTE (»Ethischer Theismus«, vgl. Psychol. II, 29 ff.. Specul. Theol. 1846/47. Die theist. Weltansch. 1873), ULRICI (Gott u. d. Nat.. Gott u. d. Mensch), J. U. WIRTH (Die speculat. Idee Gottes 1845), H. SCHWARZ (Gott, Nat. u. Mensch, 1857), R. SEYDEL, THRANDORFF, J. SENGLER (Die Idee Gottes, 1845/52), L. SCHMID, TH. WEBER, F. HOFMANN (Theism. u. Panth., 1861), FR. ROHMER (Vermittlung des Theismus mit dem Pantheismus: das All als Leib Gottes, in Gott geworden, Raum und Zeit als Bestandteile Gottes. Wissensch. u. Leben, 1871/92), H. SPÄTH: (Welt u. Gott, 1867. Theism. u. Panth., 1878), NIC. STÜRKEN (Metaph. Essays, 1882), A. L. KYM, J. EITLE (Gr. d. Philos., 1892) u. a., ferner DE BONALD, LAMMENAIS, KÉRATRY, V. COUSIN (Du vrai p. 407 ff.), RAVAISSON, SECRÉTAN, A. C. FRASER (Philos. of Theism., 1899), J. LINDSAY (Recent Advances in Theistic Philos. of Relig., 1897) u. a. Vgl. Gott, Persönlichkeit.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 2. Berlin 1904, S. 497-498.
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