Severus, S.S. (6)

[275] 6S. S. Severus. Conf. Ep., Vincentia et Innocentia1 (1. Febr., al. 124. Jan., 22. Oct.) Die Geschichte dieser hl. Familie ist mit so vielen Sagen durchwoben, daß es schwer ist, eine Sichtung vorzunehmen. Das Wesentliche hievon ist Folgendes: Er war zu Ravenna geboren und betrieb als Nahrungszweig die Wollenweberei. Seine Gattin Vincentia, eine gottesfürchtige Frau, gebar ihm eine Tochter, die er Innocentia nannte. Nach dem Tode nicht des Bischofes Marcellinus23, sondern wie Baron. (notae) bewiesen hat, des Bischofes Agapitus wurde er zu seinem Nachfolger erwählt. Eine Taube, die dreimal während der Wahlverhandlungen auf den Schultern oder dem Haupte des Wollenwebers sich niederließ14, wurde als göttliches Wahr- und Mahnzeichen angesehen. Gattin und Tochter nahmen den Schleier. Als er im ersten Jahre nach seiner Erhebung dem Concil von Sardica beiwohnte, machte seine Kenntniß der heil. Schriften auf die versammelten Väter den Eindruck, daß sie eine eingegossene, nicht durch Studien erworbene sei. Daneben glänzte er bis an sein Ende durch alle Hirtentugenden. Wundersam ist die Sage von seinem Sterben. An dem Tage nämlich, an welchem er das Zeitliche segnete, ließ er das Grab seiner Gattin und Tochter öffnen, feierte das hl. Opfer, stieg dann in die Gruft, legte steh zwischen die beiden Särge, die auf sein Wort ihm Platz gemacht hatten, und gab betend den Geist auf. Nach andern Berichten ist er zu Classe (im vicus salutaris) beigesetzt und zu seiner Ehre von dem Bischofe Petrus im J. 568 eine schöne Kirche erbaut worden. Dennoch steht zu Ravenna seine Grabstätte bis [275] auf den heutigen Tag in Verehrung. Sein Tod wird ins J. 389 gesetzt. Im Kirchengebete wird er als »andächtiger Prediger des göttlichen Wortes« angerufen. Sein Name steht in allen ältern Martyrologien. Auf Abbildungen ist er leicht am Weberschiffchen, das er in der Hand hält, zu erkennen. Er wird von Jünglingen, die ein Handwerk erlernen wollen, mit gutem Erfolge angerufen. Nach der Ueberlieferung der Mainzer Kirche wurden die Reliquien der drei Heiligen, nachdem sie früher durch einen Presbyter, Namens Felix, nach Pavia übertragen worden waren, vom Bischofe Otgar von Mainz am 22. Oct. 836 in der St. Albanskirche daselbst beigesetzt. Von hier wurden sie später durch denselben Bischof, wahrscheinlich am 24. Oct., nach Erfurt übertragen, wo hart neben dem Dom eine schöne und große Kirche unter der Anrufung des hl. Severus erbaut wurde. Die Gebeine der hl. Innocentia kamen in das von der hl. Bilhildis erbaute Kloster zu Altenmünster. (I. 79–81.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 275-276.
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