Durst

[479] Durst, das Verlangen zu trinken, wird sowohl durch häufige Einführung fester Nahrungsmittel, welche zu ihrer Verdauung der Feuchtigkeit bedürfen, als durch rasche Verdunstung der vorhandenen Flüssigkeit durch Haut und Lungen erregt. Das Gefühl des D.es wird durch die Schleimhautnerven des Schlundes und der Speiseröhre vermittelt; die Schleimhaut des Mundes, Rachens, auch der Luftwege wird trocken und heiß, und falls das Bedürfniß nicht gestillt wird, so erfolgt unter zunehmendem Fieber, Dickerwerden und Stocken des Blutes, Entzündung u. Brand des Magens u. der Luftwege der qualvollste Tod des Verdurstens, der schneller eintritt als der Hungertod. – Fieber, Entzündungen, Durchfälle und Wassersucht, besonders aber die Harnruhr, bewirken eine krankhafte Steigerung des D.es durch die erhöhte Ausdünstung u. Ausscheidung von Flüssigkeit. Das einzige Mittel, den D. zu stillen, ist das Wasser; doch ist mit Kohlensäure geschwängertes, überhaupt säuerliches Wasser wirksamer, als reines, besonders in Fiebern. Die Aufnahme des Wassers kann auch durch die Haut geschehen, daher das Bad durststillend ist. – Das Verlangen zu trinken kann auch künstlich gesteigert werden durch Gewohnheit, durch Reizung der Schleimhaut der Speisewege mittelst stark gesalzener und gewürzter Speisen, durch den Reiz gewisser Getränke, besonders der geistigen.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 479.
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