Edelfalken

[495] Edelfalken (Falcones nobiles), Familie der Gattung Falke (Falco), die edelsten Raubvögel mit schöner Haltung und feurigem Auge; Schnabel kurz aber stark, schon von der Wurzel an gebogen, mit 1 oder 2 Zähnen an jeder Seite; Füße mäßig hoch, an der Fußwurzel mit herabhängenden Federn (Hosen), Zehen meistens sehr lang mit scharfen Krallen, Flügel lang und spitzig, die 2. Schwungfeder am längsten; wegen dieser Länge der Flügel müssen sie, um gerade aufzusteigen, gegen den Wind fliegen. Sie sind eben so muthig als gewandt im Angriffe, erfassen nur lebende Beute, besonders Vögel, auf die sie mit Kraft von oben herabstoßen, die eigentlichen E. nur im Fluge, während die minder edeln, auch Röthelfalken (Rittelfalken) genannt, nur auf sitzende Beute stoßen und neben Vögeln auch Mäuse und Insekten ergreifen. Nisten auf Felsen, alten Burgen u. Bäumen. – Bekannt ist das Abrichten und Benützen der edleren Arten zur Jagd. Im Mittelalter wurde demselben mit ungeheurem Aufwand u. größter Leidenschaft gehuldigt, wie noch jetzt in Asien und Nordafrika. – Der Jagdfalke, isländ. Falke (F. islandicus), über 2' lang, sehr wechselnd in Farbe, gehört dem hohen Norden an, ist der gelehrigste und geschätzteste zur Falknerei und wurde am häufigsten gebraucht. Früher lief jährlich ein eigenes Schiff von Dänemark nach Island, die daselbst gefangenen Falken abzuholen, gewöhnlich über 100; ein gut dressirter wurde mit 600–800 holländ. Gulden bezahlt. – Der Wanderfalke, Taubenfalke (F. peregrinus), gegen 18'' lang, mit schwarzem Backenstreif u. Querbinden, kommt nicht selten auf dem Zuge zu uns. Zur Jagd sehr brauchbar. – Der Lerchenfalke (F. subbuteo), 14'' lang, oben braun mit gelben Füßen; er ist überaus schnell im Flug und besonderer Feind der Lerchen, denen er nachzieht. – Der Zwergfalke (F. aesalon), der kleinste europ., nur 12'' lang, im hohen Norden sehr häufig, auch in Deutschland, der kühnste von allen. – Der rothfüßige Falke (F. rufipes), gegen 13'' lang, frißt mehr Insekten; häufig in Rußland, selten in Deutschland. – Der Thurmfalke (F. tinnunculus), ziemlich gemein bei uns, nistet gern auf Thürmen und nährt sich von Mäusen und kleinen Vögeln; er hat die Gewohnheit, sich in der Luft durch schnellen Flügelschlag einige Zeit auf derselben Stelle zu halten (zu ritteln), daher auch Rittelfalke genannt. Er wandert im Herbst.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 495.
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