Graal

[119] Graal od. Gral, der heil., ist nach einer tiefsinnigen (von den Dichtern des Mittelalters, namentl. aber am genialsten von Wolfram v. Eschenbach (s. d.) behandelten) Sage die Schüssel des hl. Abendmahls, in welcher bei der Kreuzigung Joseph von Arimathia das Blut aus der Seitenwunde aufgefangen habe; sie ist aus einem einzigen Edelsteine geformt u. wird in einer Kirche auf dem hl. Berge (Monsalratsch) aufbewahrt; wunderbare Kräfte gehen von dem hl. G. aus, er geschweigt alle Wünsche denen, die ihn mit reinem H erzen schauen, verleiht ewige Jugend u. Gottes Gnade; alljährlich am Charfreitage empfängt er neue Kräfte, wenn eine weiße Taube eine leuchtende Hostie hernieder bringt; ein Kreis auserwählter Ritter (Templeisen) mit einer ins Haar geschnittenen Krone (Tonsur) dient und kämpft für ihn. Die Geschichte vom hl. G. ist gleichsam die epische Fortsetzung der Apokryphen des neuen Testaments.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 119.
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