Haller [2]

[211] Haller, Karl Ludw. von, Enkel des Vorigen, geb. 1768 zu Bern, studierte die Rechtswissenschaft, trat 1795 in den Staatsdienst der bern. Republik, fand durch die Revolutionirung der Schweiz vertrieben in Oesterreich eine Anstellung, kehrte 1806 zurück u. wurde Prof. des Staatsrechts und 1814 Mitglied des Großen u. Kleinen Raths der Republik Bern. 1820 kehrte er zu der kathol. Kirche zurück und mußte deßwegen seine bern. Aemter niederlegen, weil die damalige Republik Bern jeden Katholiken ausschloß (die sog. leberberg. Aemter hatten eigene Verfassung), fand jedoch von 1824–30 eine Anstellung zu Paris im Ministerium des Auswärtigen. Nach der Julirevolution zog er sich nach Solothurn zurück, wo er den 20. Mai 1854 st. Er ist der Verfasser »der Restauration der Staatswissenschaft« (5 Bde., 1816–34), in welcher er die seit Locke allgemein geltende Theorie des Staatsrechts umstieß u. dasselbe principiell neu begründete; schrieb auch eine große Anzahl Flugschriften über Tagesfragen.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 211.
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