Karthäuser

[558] Karthäuser, wohl besser Kartuser oder Carteuser (von Chartreuse, Cartusium), heißen die Mitglieder eines Mönchsordens, der Benedicts Regel mit der strengsten Ascese verband und der einzige blieb, welcher niemals einer durchgreifenden Reform bedurfte. Stifter wurde der aus einer adeligen Familie Kölns stammende hl. Bruno, der seine Studien zu Paris machte, Scholaster der Domschule von Rheims und Vorsteher der Bildungsanstalten der Diöcese wurde, sich aber 1084 mit 6 Genossen in die wilde Einöde Chartreuse, 4 Stunden von Grenoble, zurückzog und ein strenges Einsiedlerleben führte. Nach 6 Jahren folgte Bruno dem Rufe seines ehemaligen Schülers, des Papstes Urban II. (1088–1099), und zog nach Rom, schlug das Bisthum Reggio aus. stiftete dagegen in einer Wildniß Kalabriens (della Torre im Bisthum Squillace) die ersten Klöster seines Ordens, st. 1101 u. wurde 1514 selig gesprochen. Gedächtnißtag 6. Okt. – Der K.orden wuchs langsam, theils wegen der Härte seiner Satzungen (keine Fleischspeisen, viele Fasttage. Gebetstunden und Arbeit, Enthaltung vom Sprechen, Tragen eines stechenden Gewandes unter dem Tuchrocke, Aufstehen [558] zur Mette um Mitternacht), theils deßhalb, weil Verstoßungen aus dem Orden sehr leicht geschehen, die Novizen lange in einen mildern Orden oder in die Welt zurücktreten können. Erst der 5. Prior von Chartreuse, Guigo, schrieb die Satzungen der K. nieder, welche von Alexander III. 1170 feierlich bestätiget wurden, 1681 ihre heutige Fassung erhielten und nicht für die Laienbrüder, wohl aber für die »Oblaten«, welche die Feldgeschäfte verrichten und den Verkehr mit der Welt vermitteln, wesentlich gemildert sind. Erste Generalversammlung 1141 im Stammkloster, dessen Prior und Mönche einen Vorrang behaupteten, bis 1254 nur dem Prior noch der Vorsitz bei der aus acht Definitoren bestehenden gesetzgebenden Kommission blieb. Seit 1116 gab es auch K. inen, aber die Zahl ihrer Klöster wurde 1368 auf 5 beschränkt. Das Schisma von 1378 spaltete auch die K., doch vereinigten sie sich wieder unter Gregor XII. (1406–1409). Der Orden war anfangs so arm, daß er von Beisteuern für die Kreuzzüge befreit werden mußte, zählte in der Blütezeit etwa 220 Klöster, deren Bewohner sich namentlich durch den Bau herrlicher Kirchen und das Abschreiben von Classikern auszeichneten, erlag aber fast der Revolution. Seit 1816 sind in Chartreuse wieder K., seit 1822 bei Grenoble K.inen. außerdem mögen etwa 300 Ordensmitglieder im übrigen Frankreich und Italien leben. Die 2 schweizerischen K.klöster (Ittingen im Thurgau, Part-Dieu in Freiburg) wurden 1848 mit vielen Klöstern andrer Orden aufgehoben.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 558-559.
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