Alexander III.

[107] Alexander III., d. Gr., geb. im Herbste 356 v. Chr., Zögling des Aristoteles, gelangte 336 nach der Ermordung seines Vaters zur Herrschaft. Einen unmündigen Sohn des Philipp beseitigte Aʼs. Mutter Olympias, den Attalus, der ein Heer am Hellespont befehligte u. nach der Herrschaft strebte, meuchlerische Hinrichtung; Thessalier, Thebaner, Athener schüchterte er durch einen raschen Marsch bis in den Pelopones ein, so daß sie ihm als Oberfeldherrn der Griechen gegen die Perser huldigten. Dann wandte er sich gegen die Völker an den nördlichen u. nordöstlichen Gränzen Macedoniens, Illyrier, Thracier, Geten u. beruhigte das Land vom Hämus bis an die Donau. Zurückeilend [107] fand er Theben im Aufstand u. zerstörte es (335). Im Frühjahre 334 zog er mit 40000 Mann nach Asien, gewann die Schlacht am Granicus gegen die pers. Reiterei u. die griech. Söldner, unterwarf die West- u. Südwestküste Kleinasiens, 333 Phrygien, Cappadocien, Paphlagonien u. wandte sich dann südwärts gegen Cilicien, das sich unterwarf, und lieferte bei Issus im Nov. 333 die entscheidende Schlacht, in welcher Darius Codomanus den größten Theil seines Heeres verlor, u. Mutter, Weib u. Kinder gefangen zurückließ. A. verfolgte den Darius nicht in die inneren Lande, sondern besetzte im folgenden Jahre Syrien, Palästina u. Phönicien, erstürmte nach 7monatl. Belagerung Tyrus u. zerstörte es, eroberte Gaza u. nahm Aegypten in Besitz, wo er Alexandrien gründete. Nun brach er nach Innerasien auf, schlug des Darius letztes Heer (1. Oct. 331) bei Gaugamela, besetzte Babylon, Susa, Persepolis, eroberte Medien, Arien, Arachosien, Gedrosien, Drangyana, Baktryen u. Sogdiana, u. strafte die Mörder des Darius. 327 im Frühling übersetzte er den Indus, ging über den Hydaspes, den Acesines, Hyarotis, kehrte aber am Hyphasis um, fuhr mit einer Heeresabtheilung den Hydaspes u. Indus hinab bis Pattala am Indusdelta, u. während er selbst durch die furchtbaren Wüsten Gedrosiens u. Caramaniens nach Susa u. Babylon zurückkehrte, schiffte sein Admiral Nearch aus der Mündung des Indus in die des Euphrats u. entdeckte so den Seeweg von Babylon nach Indien (324). Während er neue Plane entwarf um sein Weltreich zu vervollständigen u. zu organisiren, raffte ihn den 11. Juni 323 der Tod weg, im 33. Lebensjahre u. sein Reich zerfiel in eine große Anzahl kleiner u. größerer Staaten. Unter allen Eroberern hat A. am meisten für die Civilisation gethan, die meisten u. bestgelegenen Städte gegründet, die Besiegten am edelsten behandelt, daher wird er auch nicht unter den Geißeln der Menschheit genannt.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 107-108.
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