Richard III.

[704] Richard III., der Bucklige, von 1483–85 König von England, war klein und misgestaltet, aber besaß Muth, Beredtsamkeit und ungewöhnliche Fähigkeiten, die er jedoch im Dienste seiner grenzenlosen Ehrsucht oft zu treulosen und blutigen Zwecken misbrauchte. R. war der jüngere Sohn des in der Schlacht bei Wakefield 1460 in Thronfolgestreite gegen das Haus Lancaster (s. England) gefallenen Herzogs von York und ward von seinem auf den Thron gelangten ältern Bruder Eduard IV. im J. 1471 zum Herzog von Gloucester ernannt. Er hatte wesentlich dazu beigetragen, daß dieser die Krone erwarb und endlich behauptete, allein man beschuldigte ihn auch, an der 1471 erfolgten Ermordung des abgesetzten Königs Heinrich VI., ja an der seines eignen Bruders, des Herzogs von Clarence (1478), Theil genommen zu haben. Bei Eduard IV. Tode (1483) war dessen Sohn und Nachfolger Eduard V. erst zwölf Jahre alt und die Regierung wurde deshalb während dessen Minderjährigkeit dem Herzoge von Gloucester übergeben und dieser zum Protector von England ernannt. Er benutzte aber diese Stellung blos dazu, sich selbst auf den Thron zu schwingen, erklärte seine verstorbenen Brüder für Bastarde und sich für den einzigen rechtmäßigen Nachkommen seines Vaters und wußte es durch seine Ränke dahin zu bringen, daß der Stadtrath und die Bürger von London ihm die Krone antrugen. Mit scheinbarem Widerstreben nahm er dieselbe an, ward am 17. Jun. 1483 als R. III. zum Könige ausgerufen und ließ nun den verdrängten jugendlichen Eduard V. sammt dessen jüngerm Bruder, dem Herzog von York, in den Tower bringen und dort ermorden. Vergebens suchte er aber durch einschmeichelndes Benehmen bei der Nation die schändlichen Mittel vergessen zu machen, welche ihm die Krone verschafft hatten, und obgleich ein von R. berufenes Parlament ihm und seinen Nachkommen den Besitz des Throns als rechtmäßig zusprach, fehlte es keineswegs an Entwürfen, ihn zu stürzen. Mehre Große wurden als entdeckte Theilnehmer daran hingerichtet, darunter auch der Herzog von Buckingham, welcher viel zu R.'s Throneroberung beigetragen hatte. Sein vorzüglichster Gegner aber war Graf Heinrich von Richmond, welcher sich nach Frankreich vor allen Nachstellungen rettete und als ein Abkömmling des Hauses Lancaster Ansprüche auf die engl. Krone machte. Heinrich beabsichtigte zugleich seine Vermählung mit Elisabeth, der ältesten Tochter Eduard IV., die aber R. III. selbst heirathen wollte, nachdem seine Gemahlin Anna von Nevil plötzlich gestorben und wie der allgemeine Unwille behauptete, von R. vergiftet worden war. Von Frankreich unterstützt, landete hierauf der Graf von Richmond am 7. Aug. 1485 in England, wo ihm sofort zahlreiche Anhänger zuströmten, und lieferte am 22. Aug. die Schlacht bei Bosworth, in welcher R. III. den Tod fand und die zugleich den Thronfolgestreit der [704] Häuser Lancaster und York beendigte, indem der Sieger sich nun mit der Prinzessin Elisabeth aus dem Hause York vermählte und als Heinrich VII. der Nachfolger R.'s III. wurde.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 704-705.
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