Ernst III.

Ernst III.

[689] Ernst III., regierender Herzog zu Sachsen-Koburg-Gotha, geb. am 2. Jan. 1784, folgte seinem Vater, nach dessen am 9. Dec. 1806 erfolgtem Ableben, im damaligen Herzogthume Sachsen-Koburg-Saalfeld, lag aber grade hart am Nervenfieber in Königsberg in Preußen danieder, wohin er mit dem preuß. Heere gekommen war, nachdem er der Schlacht bei Auerstädt und andern Ereignissen jenes unglücklichen Kriegsjahres beigewohnt hatte.

Mitten in der Krankheit mußte er, um der franz. Gefangenschaft zu entgehen, sich nach Memel retten, wo er wiederhergestellt wurde. Seine Erblande waren inzwischen am 27. Jan. 1807 als erobertes Gebiet unter franz. Verwaltung gestellt worden; nach dem Frieden zu Tilsit wurden sie ihm jedoch hauptsächlich auf Verwenden des russ. Kaisers Alexander zurückgegeben und Napoleon versprach dem Herzog bei einer Zusammenkunft in Dresden sogar Entschädigung wegen der daraus bezogenen Summen, um deren Empfang er jedoch, nachdem er am 28. Jul. 1807 nach Koburg zurückgekehrt, während mehrmonatlicher Anwesenheit in Paris vergeblich sich bemühte. Im April 1808 in seine Staaten zurückgekommen, beschäftigte sich der Herzog mit durchgreifender Verbesserung der Landesregierung, entsetzte namentlich den durch willkürliche Maßregeln das Land bedrückenden Minister v. Kretschmann, vermochte aber beim besten Willen seinen Unterthanen nicht die gewünschte Erleichterung zu verschaffen, da er den großen Foderungen genügen mußte, welche an ihn als Mitglied des Rheinbundes gemacht wurden. In den Jahren 1809–12 litt sein Land durch Truppenmärsche und Leistungen aller Art um so mehr, als die Franzosen argwohnten, daß er es im Geheimen mit Östreich halte, in dessen Heere sein Bruder Ferdinand (gegenwärtig Feldmarschall-Lieutenant, geb. am 28. Mai 1785, vermählt seit 1816 mit Antonie, der reichen Erbin des Fürsten Kohary und Vater des seit 1836 mit Donna Maria da Gloria, Königin von Portugal, vermählten Prinzen Ferdinand, geb. 1816), gegen Napoleon focht. Nach der Schlacht bei Leipzig konnte auch der Herzog gegen die Franzosen in die Schranken treten und erhielt den Oberbefehl des aus sehr verschiedenen Truppen gebildeten fünften deutschen Corps, wohnte der Blockade von Mainz bei, nahm später an den politischen Verhandlungen in Paris, sowie am wiener Congresse Theil, und führte nach Napoleon's Rückkehr von Elba den Oberbefehl über die sächs. Truppen. Die in Wien zugesichert erhaltene Vergrößerung empfing er nach dem zweiten pariser Frieden (20. Nov. 1815) in einem Theile des ehemaligen franz. Saardepartements mit 11 ! M. und 30,000 Einw., das er unter dem Namen eines Fürstenthums Lichtenberg besaß, bis er dasselbe 1834 gegen vollständige Entschädigung an Preußen abtrat. Durch das Erlöschen der Linie Sachsen-Gotha kam E. III. 1826 in den Besitz des Herzogthums Gotha, trat aber Saalfeld an Sachsen-Meiningen ab und führt seitdem den Titel von Sachsen-Koburg-Gotha. Die allseitige Beförderung des Besten seiner Unterthanen war stets das Ziel dieses auch durch weise Sparsamkeit ausgezeichneten Fürsten, der sich zuerst 1817 mit Luise, Prinzessin von Sachsen-Gotha, vermählte, aus welcher Ehe zwei Söhne, der Erbprinz Ernst, geb. am 21. Juni 1818, und Albrecht, geb. 1819, am Leben sind und der nach im J. 1826 erfolgter Trennung dieser Verbindung und dem 1831 eingetretenen Tode der Herzogin Luise, im Dec. 1832 mit Maria, geb. am 17. Sept. 1799, Tochter des verstorbenen Herzogs Alexander von Würtemberg, eine neue Verbindung schloß.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 689.
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