Napoleon III.

[242] Napoleon III., Kaiser der Franzosen, geb. 20. April 1808 zu Paris, dritter Sohn des Königs Ludwig Bonaparte (s.d., V), 1815 mit der ganzen Familie Bonaparte aus Frankreich verbannt, besuchte das Gymnasium zu Augsburg, lebte seit 1824 in Arenenberg, beteiligte sich 1830 mit seinem Bruder Napoleon Ludwig an dem Aufstande in der Romagna, ward durch dessen und des Herzogs von Reichstadt Tod (1832) Haupt der Napoleonischen Familie. Er versuchte 1836 durch einen Militäraufstand in Straßburg das Kaiserreich herzustellen, wurde aber festgenommen und März 1837 nach Amerika übergeführt; von da bald zurückgekehrt und aus der Schweiz ausgewiesen, lebte er seit 1838 in London. 6. Aug. 1840 versuchte er einen zweiten Handstreich in Boulogne, ward gefangen, zu lebenslänglicher Haft verurteilt und nach Ham gebracht, entfloh 25. Mai 1846 nach London, kehrte 1848 nach Paris zurück, ward Abgeordneter der Nationalversammlung, 20. Dez. Präsident der Franz. Republik, 2. Dez. 1851 durch Staatsstreich »Prinz-Präsident«, 2. Dez. 1852 zog er, durch Plebiszit gewählt, als erblicher Kaiser in Paris ein. 30. Jan. 1853 vermählte er sich mit der span. Gräfin Eugenie (s.d.) von Montijo, die ihm einen Sohn, Louis Napoleon (s. den folgenden Artikel), gebar. Nachdem N. durch den Orientkrieg Frankreich zur ersten Großmacht erhoben und durch den Italienischen Krieg neuen Ruhm erworben, bewirkten seine zweideutige Haltung in Italien, die verhängnisvolle Expedition nach Mexiko (1862-67), die Mißerfolge seiner Politik Preußen gegenüber ein schnelles Sinken seines Ansehens, das er auch durch liberale Reformen (1869) nicht wiederherstellen konnte. Er ließ sich daher von seiner Gemahlin und den Parteien zum Kriege gegen Deutschland drängen, in dem er 1. Sept. 1870 bei Sedan gefangen genommen und nach Wilhelmshöhe gebracht wurde. 19. März 1871 aus der Kriegsgefangenschaft entlassen, ging er nach Chislehurst, gest. das. 9. Jan. 1873. »Œuvres« (5 Bde., 1854-69), »Œuvres militaires« (1856); schrieb auch: »Histoire de Jules César« (2 Bde., 1865-66; deutsch 1865-66). – Vgl. Delord (6 Bde., 1869-75), Sybel (1880), Jerrold (4 Bde., engl., 1874-82), Bulle (1890), de la Gorce (4 Bde., 1894-99), Villefranche (2 Bde., 1896), Forbes (engl., 1898).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 242.
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