Medici

[136] Medici (–itschi), Mediceer, florent. Familie, die nicht nur auf Italien einen großen politischen Einfluß ausübte, sondern durch den Schutz, den sie Kunst und Wissenschaft gewährte, unter den Wohlthätern des menschlichen Geschlechts einen Ehrenplatz einnimmt. Sie ging aus der florent. Bürgerschaft hervor, zeichnete sich durch Reichthum aus und war bei dem Sturze des alten Adels sehr thätig. Bald stand sie in der Vorderreihe des neuen Adels, der sich aus den reichen Plebejern bildete, und Salvestro dei M., der 1378 Gonfaloniere war, stürzte bereits die rivalisirenden Albizzi. Nun folgte eine kurze Unterbrechung durch die siegreiche Gegenpartei, allein schon Giovanni dei M. wurde 1421 Gonfaloniere und seit dieser Zeit behaupteten die M. die höchsten Aemter. Cosimo dei M., geb. 1389, mußte 1433 noch einmal den Albizzi weichen, kehrte jedoch schon 1434 zurück u. leitete seitdem die Republik; er bewies Mäßigung und Klugheit in hohem Grade, zeigte im Aeußern republikan. Einfachheit, verband sich die große Masse der gewerbetreibenden Bürger durch Darlehen, verwandte einen Theil seines Reichthums zu großen Bauten, beschenkte Künstler und Gelehrte mit großer Freigebigkeit und vermied sorgfältig den Schein, als ob er durch seine Partei die Republik regiere; er st. 1464. Gegen seinen Sohn Pietro, gest. 1469, versuchten einige feindliche Familien einen Volksaufstand zu erregen, allein er mißlang und verstärkte die Macht der M. Von seinen beiden Söhnen wurde Giuliano 1478 durch Verschworene ermordet, allein sein Bruder Lorenzo, geb. 1448, herrschte in der Weise seines Großvaters, sicherte dem Staate durch die Klugheit u. Gewandtheit seiner auswärtigen Politik Frieden und Einfluß und begründete in Italien das System des Gleichgewichts der größeren Staaten. Er schmückte die Stadt mit prächtigen Bauten, bereicherte die von Cosimo gestiftete Bibliothek und errichtete eine Schule der zeichnenden Künste. Er heißt il Magnifico d.h. der Herrliche u. st. 8. Apr. 1492. (Seine Opere, 4 Bde., ließ Großherzog Leopold II. zu Florenz 1826 in einer Prachtausgabe erscheinen.) Sein ältester Sohn Pietro besaß die Klugheit des Vaters nicht und [136] neue republikan. Stürme vertrieben die Familie (1494); allein 1513 setzte ihre Partei deren Zurückberufung durch und Papst Leo X. (Giovanni dei M., Lorenzos 2. Sohn) befestigte das Ansehen seines Hauses in Florenz. Lorenzo II., geb. 1492, gest. 1519, des Herrlichen Enkel, u. Alessandro leiteten den Staat, der noch immer den Namen Republik trug, bereits mit fürstlicher Gewalt; ein Aufstand vertrieb den letztern 1527, aber Kaiser Karl V. setzte ihn 1531 mit Waffengewalt als Herzog von Florenz wieder ein, u. als derselbe 1537 ermordet wurde, erhob er den Nachkommen einer älteren Seitenlinie, Cosimo I., zum Herzog (seit 1569 führte derselbe den Titel Großherzog von Toscana), der das Gebiet vergrößerte u. sich durch seine Meisterschaft in der damaligen Politik, sowie durch den Schutz der Künste und Wissenschaften den Beinamen des Großen erwarb. Auch seine nächsten Nachfolger. Franz I. (1574–87), Ferdinand I. (1587–1608), Cosimo II. (1608–21), Ferdinand II. (1621–70) erhielten die Bedeutung ihres Staats u. den Glanz der Wissenschaften und Künste. Die letzten M. dagegen, Cosimo III. (1670 bis 1723) und Giovanni Gaston (1723 bis 37) waren geistig u. körperlich heruntergekommen; das Geschlecht st. 1743 aus mit Anna, Tochter Cosimos III., seit 1686 Kurfürstin von der Pfalz, der ihr Vater vergebens die Nachfolge zusichern wollte; die Großmächte übertrugen Toscana im Wiener Frieden 1735 an das herzogliche Haus Lothringen.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 136-137.
Lizenz:
Faksimiles:
136 | 137
Kategorien: