Maria von Medici

Maria von Medici

[55] Maria von Medici, Königin von Frankreich, war eine Tochter des Großherzogs Franz II. von Medici von Toscana, geb. 1573 zu Florenz und seit 1600 mit König Heinrich IV. (s.d.) von Frankreich vermählt.

M. war schön, aber von höchst leidenschaftlichem Charakter, ehrgeizig aus Eitelkeit, rachsüchtig und eigensinnig, und Heinrich IV. Ehe war daher keine glückliche. Nach seiner Ermordung durch Ravaillac wurde sie 1610 Regentin und zugleich Vormünderin ihres minderjährigen Sohnes Ludwig XIII., wozu das Parlament sie gezwungen ernannte und damit ein nur den Reichsständen zustehendes Recht übte. Ihre Regierung bildet einen Zeitraum des Schwankens und der Verwirrung, indem sie des verstorbenen Königs erfahrene Räthe verabschiedete und sich nur von Günstlingen, besonders von dem Italiener Concini, den sie zum Marschall von Ancre ernannte und von dessen Gattin Galigai leiten ließ. Verschwendung und Habsucht erschöpften sehr bald den Staatsschatz, Frankreich verlor an Ansehen und es geschah von Allem das Gegentheil, was Heinrich IV. gewollt hatte. Das Misvergnügen darüber brach endlich in offene Empörung aus und M. mußte unter Anderm 1614 auch die Versammlung der Reichsstände bewilligen, die sodann, zum letzten Mal vor der franz. Revolution, zu Paris zusammenkamen, deren Absichten der Hof aber gänzlich vereitelte. Obgleich im nämlichen Jahre Ludwig XIII. für volljährig erklärt wurde, blieb die Gewalt M.'s doch dieselbe, bis er 1617 auf die Seite der unzufriedenen Großen trat, wozu ihn sein Günstling de Luynes bewog. Der Marschall von Ancre wurde nun mit des Königs Bewilligung ermordet, M. aller Gewalt beraubt und verhaftet und dadurch der beginnende Bürgerkrieg erstickt. Allein 1619 entfloh die Königin, veranlaßte neue Unruhen, war aber bald froh, durch des damaligen Bischofs von Luçon, nachherigen Cardinals Richelieu (s.d.), Vermittelung sich mit Ludwig XIII. versöhnen zu können. Im folgenden Jahre wiederholten sich diese Ereignisse, nachdem aber 1621 de Luynes gestorben war, gelangte M. wieder an die Spitze der Geschäfte und brachte nun den von ihr begünstigten Richelieu in den Staatsrath. Kaum hatte dieser aber beim König festen Fuß gefaßt und war 1624 erster Minister geworden, so handelte er im Geheim ihren Absichten entgegen, bis es 1629 zum offenen Bruche zwischen M. und dem Könige kam, der Richelieu den Vorzug gab, seine Mutter vom Hofe entfernte und nach Compiegne verwies. Von da ging sie nach Brüssel, wo sie von einem geringen Jahrgelde lebte, ohne je die Erlaubniß zur Rückkehr nach Frankreich erhalten zu können. Im Jahre 1639 begab sie sich deshalb zu ihrem Schwiegersohn Karl I. nach England; seit 1640 aber bewohnte sie Köln, wo sie 1642 in beschränkten Umständen starb. M. war eine Freundin der schönen Künste und Paris dankt ihr unter manchen Verschönerungen auch treffliche Wasserleitungen und den Palast Luxembourg.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 55.
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