Wallis [2]

[667] Wallis, frz. le Valais, schweiz. Kanton zwischen Italien u. dem Genfersee, Waadt, Bern, Uri und Tessin, etwa 100 QM. groß, mit 82000 kath. E., die im Ober-W. deutsch, in dem stärker bewohnten Unter-W. franz. sprechen. Der Kanton ist in 13 Zehnten (dixains) eingetheilt und hat eine demokratische repräsentative Verfassung. Er besteht aus dem 36 St. langen Rhonethal zwischen den höchsten bernischen und penninischen Alpen, aus denen sich viele Bergströme aus 2–8 St. langen Seitenthälern in die Rhone stürzen. Da das Thal nur gegen Westen einen schmalen Ausgang hat u. sonst von allen Seiten geschlossen ist, so hat das untere W. im Sommer sicilische Hitze und liefert ausgezeichnete Weine (Malvasier); sonst ist Viehzucht, Ackerbau, Waldwirthschaft und etwas Bergbau das Geschäft der E. Hauptst. ist Sion oder Sitten, zugleich Sitz des Landesbischofs. W: wurde von Cäsar unterworfen, in der Völkerwanderung von den Burgundern besetzt, bildete nacheinander einen Bestandtheil des fränk. Reichs, des cisjuranischen Königreichs Burgund, des Herzogthums Savoyen, wobei sich jedoch Ober-W. frei erhielt, sich im 15. Jahrh. mit den Schweizern verbündete u. im 16. Unter-W. eroberte, mit dem es durch die Revolution von 1798 zu einem Kanton vereinigt wurde. Wegen seiner strategisch wichtigen Lage (Pässe nach Italien: der große Bernhard und Simplon; nach Uri die Furca, nach Bern Sanetsch, Racoyl, Grimsel, Gemmi) bemächtigte sich Frankreich 1802 des Kantons u. modelte ihn 1810 zum Depart. Simplon um. Seit 1814 der Schweiz zurückgegeben blieb W. ruhig bis nach 1830, zu welcher Zeit die zahlreicheren aber schwächer repräsentirten Unterwalliser an der Verfassung zu rütteln begannen, nach anfänglichen Erfolgen aber 1844 eine blutige Niederlage erlitten, bis 1847 der Umsturz der schweizer. Bundesverfassung auch den Radicalen in W. zum Triumphe verhalf.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 667.
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