Wirth

[731] Wirth, Joh. Gg. Aug., politischer Schriftsteller, geb. 1800 zu Hof in Bayern, Staatsdiener, dann 1831 Herausgeber des »Inlandes«, eines halboffiziellen Blattes, das rasch zum Oppositionsblatt wurde und sich in die republikanische »Tribüne« verwandelte, welche 1832 der Bundestag unterdrückte. Als ein Hauptheld des Hambacherfestes (s. Hambach) wurde W. vor die Assisen zu Landau gestellt und mit den übrigen Angeklagten zwar freigesprochen, dagegen von der Provinzialbehörde wegen Reden und Schriften gegen in- u. ausländische Behörden zu 2jähr. Gefängniß verurtheilt. 1836 durfte er unter polizeilicher Aufsicht in seiner Vaterstadt leben, entfloh aber am 30. Decbr. nach Frankreich; später ließ er sich zu Emmishofen bei Konstanz (Kanton Thurgau) nieder, versuchte eine »Deutsche Volkshalle« herauszugeben, gab 1843 seine »Geschichte der Deutschen« im Selbstverlag heraus, gerieth in schwere materielle Noth, spielte den Verächter des Liberalismus u. versuchte, sich als Publicist in Karlsruhe zu halten; 1848 Mitglied des Frankfurter Parlaments, ging er ins Lager der Republikaner über, st. aber schon am 26. Juli. Als Gefangener hat W. eine phantastische Culturgeschichte sowie über die politische Reform Deutschlands, 1847 »ein Wort an die deutsche Nation« geschrieben, sein Hauptwerk, die Geschichte der Deutschen, athmet glühenden Patriotismus u. hat das Verdienst einer klaren und schönen Darstellung, ist aber so voll Phantasterei und protest. Befangenheit, daß sie den Namen eines eigentlichen Geschichtswerkes gar nicht verdient und selber bei Oppositionsmännern (wie z.B. durch Welcker im Staats-Lexikon) starken Widerspruch fand. Die noch von W. begonnene Fortsetzung vom J. 1806 an besorgte unter dem Titel: »Die Geschichte der deutschen Staaten« W. Zimmermann in 3 Bänden, Karlsruhe 1853.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 731.
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