Altertümerkonservierung [2]

[12] Altertümerkonservierung. Die in Bd. 1, S. 156, mitgeteilten Verfahren wurden durch folgendes erweitert oder verbessert:

Zu a). Babylonische emaillierte Ziegel wurden, nach Auslaugen der Salze, auf der Emailleseite mit geschmolzenem Paraffin getränkt [1]. Das Festigen auf Kalkstein aufgemalter Farben geschah mit gutem Erfolg durch Tränken der Fläche mit Lösungen der Keßlerschen Fluate [1]. – Zu i). Zinn kann man gegen das Fortschreiten etwa eingetretener Warzenbildung (»Zinnpest«) durch Aufbewahren bei mindestens + 18° C. schützen [2]. – Zu n). Holz, auch Korbgeflecht und Tauwerk, werden beim Ausgraben sogleich naß durch Betropfen (von brennender Kerze) oder Begießen mit Paraffin überzogen; dies wird später mit sehr kleinem Leuchtgasflämmchen (Flammenpinsel) weggeschmolzen, wobei zugleich Paraffintränkung stattfindet. Vorher, wie in allen Fällen, sehr langsames Austrocknen, um Reißen zu verhüten. Mitunter Verdrängen des Wassers durch Petroleum und des Petroleums durch Paraffin oder Leinöl. Andernfalls Tränken mit Leimlösungen, Aufbewahren in Alkohol und dergl. – Ein eigentümliches Verfahren von Richard Meyer [3] wurde an einem Kunstwerk der neueren Zeit, der in Kupfer getriebenen Quadriga auf dem herzoglichen Residenzschloß zu Braunschweig, angewendet. Es wurden die engen, unzugänglichen Teile des Hohlraumes zum Schütze der in ihnen stehenden tragenden Eisenstangen, um deren Verrosten Einhalt zu tun, mit Anthracenrückständen der Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co. in Elberfeld ausgegossen. Diese braune feste Masse schmolz bei 170°, erstarrte wieder bei 120° und hatte dann die Dichte 1,15. Unter der Erhitzung durch diese Schmelze litt die Patina nicht. Die zugänglichen inneren Eisenstützen wurden nach Abklopfen des Rostes mit Mennige angestrichen. Berichtigung nach fünf Jahren ergab besten Erfolg.


Literatur: [1] Rathgen, F., Zerfall und Erhaltung von Altertumsfunden, Verhandlungen d. Ver. z. Bes.d. Gewerbefl. 1912, Heft 4, und Sonderabdruck, Berlin. – [2] Van't Hoff, J.H., Zinn, Gips und Stahl vom physikalisch-chemischen Standpunkt, München u. Berlin 1901. – [3] Zeitschr. f. angewandte Chemie 1913, Nr. 9, Aufsatzteil, S. 61.

Moye.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 12.
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