Barisches Gesetz

[547] Barisches Gesetz (auch Buys-Ballotsches Gesetz), spricht die Beziehung zwischen Luftdruckverteilung und Windrichtung wie -stärke aus. Auf der nördlichen Halbkugel kreist die Luft im Sinne der Uhrzeigerbewegung um ein barometrisches Maximum, aus demselben herauswehend, dagegen in entgegengesetzter Richtung und hineinwehend um ein barometrisches Minimum. Der Beobachter, der dem Winde den Rücken kehrt, hat demnach auf der Nordhemisphäre den niedrigsten Druck zu seiner Linken und etwas nach vorn, dagegen den hohen Druck zur Rechten und etwas zurück gelegen. Auf der Südhemisphäre kreist der in das Minimum einströmende Wind im Sinne des Uhrzeigers, der aus dem Maximum austretende Wind dagegen entgegen dem Uhrzeiger. Die Stärke des Windes ist abhängig von der Größe der auftretenden Luftdruckunterschiede; sie nimmt mit dieser zu, abhängig von der Größe des Gradienten.

Dies Gesetz erklärt sich aus dem Bestreben der Luft, aus dem Maximum heraus und dem Ort niedrigen Druckes zuzustreben, in Verbindung mit dem Einfluß der Erdrotation, der auf der Nordhemisphäre eine Ablenkung bewegter Luftmassen nach rechts, auf der Südhemisphäre nach links zur Folge hat. Den Winkel, um den der Wind abgelenkt erscheint von der Richtung nach dem Ort des niedrigsten Druckes hin (Richtung des Gradienten, s.d.), nennt man den Ablenkungswinkel. – Zieht ein barometrisches Minimum ostwärts im Norden eines Ortes vorüber, wie es für das kontinentale Europa meist der Fall ist, so dreht sich, wie aus[547] obigem Gesetze leicht abzuleiten ist, die Windfahne mit der Sonne, im Sinne der Uhrzeigerbewegung, von E über S nach W und N, wie es nach dem Doveschen Winddrehungsgesetz allgemein der Fall sein sollte; schreitet das Minimum dagegen in örtlicher Richtung im Süden eines Ortes vorbei, so macht die Windfahne eine entgegengesetzte DrehungRückläufen oder Krimpen des Windes – wie hervorgehoben, ungleich seltener als jene andre Bewegung, die als Rechtsdrehen des Windes bezeichnet wird, abgesehen von dem Krimpen des Windes, das häufig das Herannahen eines neuen Luftdruckminimums im Weilen anzeigt. Allgemein ausgedrückt, dreht sich die Windfahne eines Ortes unter der Einwirkung eines vorüberziehenden barometrischen Minimums oder Maximums (s.d.) stets in dem gleichen Sinne, in dem deren Bewegung vom Ort aus erblickt wird; schreitet das Minimum aber über den Ort selbst hinweg, so ändert sich die Windfahne bei seiner Annäherung nicht oder nur wenig und dreht bei dem Passieren des Ortes sofort in die entgegengesetzte Richtung, die sie dann zunächst wieder wenig verändert beibehält.

Großmann.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 547-548.
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