Gründungsmethoden

[655] Gründungsmethoden, Verfahren für Gründung von Bauwerken.

Man kann unterscheiden: 1. Fundamente, die von unten nach oben hergestellt werden; man nennt dieselben wohl auch aufgebaute Fundamente. Sie werden entweder in wasserfreier Baugrube ausgeführt oder unmittelbar im Wasser. Zu ersteren gehören die gemauerten Fundamente (s. Fundamentmauerwerk), die Fundamente aus Sandschüttungen, aus Steinpackungen und aus geschüttetem Beton (s. Betongründung) sowie die Schwellroste (s. Rost , liegender); zu letzteren zählen die Fundamente aus Steinschüttungen (s.d.), aus verrenkten Steinen (s. Steinversenkung), aus Trockenmauerwerk (s. Trockengründüng), aus versenktem Beton (s. Betongründung) und aus schwimmendem Mauerwerk. 2. Eingetriebene und eingedrehte Fundamente, die in den Boden von oben nach unten eingetrieben bezw. eingedreht werden: Pfahlrostfundamente (s. Pfahlrost) und solche, die aus eisernen Schraubenpfählen (s.d.) bestehen. 3. Versenkte Fundamente, bei denen unter dem schon hergestellten Fundamentkörper die lockere Bodenschicht allmählich entfernt wird; dazu gehören die Gründungen mittels Senkbrunnen (s. Brunnengründung), mittels Senkröhren (s.d.) und mittels Caissons (s.d.). Bei letzteren geschieht die Verlenkung stets unter Anwendung von Preßluft; auch bei Senkbrunnen und Senkröhren kommt dies vor. – Die Wahl der Gründungsmethode [1] hängt hauptsächlich ab: a) von der Beschaffenheit des Baugrundes und b) von dem Vorhandensein von Wasser (ob Grundwasser, offenes fließendes, wellenschlagendes u.s.w. Wasser). Ferner sind darauf von Einfluß: c) die Natur des betreffenden Bauwerkes und die Art und Weise, wie dasselbe den Baugrund beansprucht (Eigengewicht des Bauwerkes, ruhende und bleibende oder wechselnde und stoßende Belastung, Erschütterungen u.s.w.); d) die Ansprüche an die längere oder kürzere Zeit dauernde Erhaltung des Bauwerkes (definitive und Interimsbauten, monumentale Bauwerke, einfachen Zwecken dienende Bauwerke u.s.w.); e) die verfügbaren Baustoffe, maschinellen und sonstigen Hilfsmittel; f) die verfügbare Bauzeit; g) die Kosten der verschiedenen Gründungsverfahren.


Literatur: [1] Deutsche Bauztg. 1882, S. 589; 1887, S. 417.

Schmitt-Darmstadt.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 655.
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