Hörbiger-Ventil

[374] Hörbiger-Ventil. Dieses vom Erfinder als reibungslos geführtes Ringklappenventil [1] bezeichnete Ventil ist in seiner ursprünglichen Ausführungsform eine aus dünnem Stahlblech hergestellte Ringklappe, die mittels dreier oder mehrerer biegsamer Lenker an der festen Ventilauflagerebene befestigt ist.

Durch den Druck der Luft gegen die Ventilklappe wird die letztere gehoben, wobei sie vermöge ihrer eigenartigen, äußerst elastischen Aufschwingung eine geringe Drehung um ihre ideelle Ventilachse ausführt. Vermöge ihres sehr geringen Gewichtes können die Ventile bei [374] Maschinen mit großen Tourenzahlen Anwendung finden, und ist ihr Spiel trotzdem ein äußerst ruhiges. Die neueren Ausführungen dieses Ventils zeigen die biegsamen Lenker und die häufig zu Störungen Anlaß gebenden Nietverbindungen derselben mit den Platten nicht mehr. Die Ausführung der Märkischen Maschinenbauanstalt in Wetter a.d. Ruhr (Deutsche Maschinenfabriken in Duisburg) zeigen Fig. 1 und 2. Die Ventilplatten sind hierbei an zwei Seiten schräg aufgeschnitten und erhalten dadurch freie Beweglichkeit. Durch die in den Platten befindlichen kreisringförmigen Schlitze strömt die Luft beim Oeffnen der Platten hindurch, und ist dadurch ein großer Durchgangsquerschnitt geschaffen. Der Ventilhub beträgt für das Saugventil 5,5 mm, für das Druckventil 4 mm. Die aus je einem Sang- und einem Druckventil bestehenden Ventilsätze sind auf einer gemeinsamen Schraube montiert und können zusammen ein- und ausgebaut werden. Die übliche Anordnung dieser Ventilsätze im Zylinder ist aus den Fig. 3 und 4 zu ersehen. Das Hörbiger-Ventil ist anregend und vorbildlich geworden für die zahlreichen Konstruktionen der modernen sogenannten reibungslosen und masselosen Plattenventile, welche jedoch meist noch mit Federbelastung versehen sind und unter andern von A. Borsig in Tegel nach Patent Lindemann [2], von der Maschinenfabrik Eßlingen in Eßlingen [3], von Thyssen & Co. in Mülheim a. d. R. [4], von Gebr. Meer in München-Gladbach [5], von Rud. Meyer in Mülheim a. d. R. [6] und von der Zwickauer Maschinenfabrik in Zwickau [7] ausgeführt werden. Ihnen allen gemeinsam ist die aus dünnstem Sägeblechstahl hergestellte ringförmige, nahezu masselose Platte als Abschlußorgan. Unterschiede finden sich hauptsächlich in der Anordnung der federnden Widerstände zur Beschleunigung des Ventilschlusses bezw. als Hubbegrenzungen.


Literatur: [1] Katalog der Firma Hörbiger & Rogler, Budapest V, Lipót-Körút 1; D.R.P. Nr. 87267 vom 7. August 1895. – [2] v. Ihering, Gebläse, 3. Aufl., 1913, S. 98. – [3] Ebend., S. 206. – [4] Ebend., S. 90. – [5] Ebend., S. 219. – [6] Ebend., S. 240. – [7] Ebend., S. 267 und 268.

v. Ihering.

Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 3., Fig. 4.
Fig. 3., Fig. 4.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 374-375.
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