Hinterdrehen

[62] Hinterdrehen von Schneidwerkzeugen wie Fräsern, Reibahlen, Gewindeschneidzeugen u.s.w. erfolgt auf Hinterdrehbänken in der Art, daß ein dem gewünschten Zahnprofil entsprechender Fassonstahl während der Umdrehung des Werkstückes dessen Mittelachse in genau vorgeschriebener Weise abwechselnd sich langsam nähert und schnell wieder zurückbewegt bezw. durch Federkraft wieder zurückgeschnellt wird.

Dies wiederholt sich während einer Umdrehung des Werkstückes so viel Male, wie deren Zähnezahl beträgt. Da das Verhältnis zwischen Vor- und Rückgang des Hinterdrehsupports dem Verhältnis der Zahnbreite zur Lückenbreite, beispielsweise eines Fräsers, entspricht und die Leistung bezw. Dauer des Fräsers mit zunehmender Zahnbreite wächst, hat der Rückgang des[62] Hinterdrehstahles, also des Supports, möglichst kurz und schnell zu erfolgen. Bei der schnellen Aufeinanderfolge der Bewegungswechsel des Supports sind die Hinterdrehbänke zur Vermeidung von Erschütterungen, die auf die Güte der Arbeit schädlichen Einfluß haben, sehr kräftig und steif auszuführen. Fräser werden rechtwinklig oder schräg hinterdreht. Die auf die erste, gewöhnliche Art hergestellten Fräser erhalten einen um so weniger günstigen Schnitt, je mehr Teile des Zahnprofils sich einer senkrechten Stellung zur Fräserachse nähern. Die schräg hinterdrehten Fräser werden in einem von 90° abweichenden Winkel zur Achse hinterdreht. Eine zweckmäßige Einrichtung der Hinterdrehbank zum schrägen Hinterdrehen führt J.E. Reinecker in Chemnitz-Gablenz aus. In der Mitte der Bettplatte a, zwischen den Wangen des Bettes (s. die. Figur), ist eine lotrechte Welle b gelagert, die durch ein Kegelräderpaar von einer im Bett der Drehbank gelagerten, langgenuteten Welle angetrieben wird. Auf ihr steckt eine Daumenscheibe c, die auf eine Nase d des Schlittens e wirkt. Eine Feder sorgt dafür, daß die Nase d mit der Daumenscheibe c stets in Fühlung bleibt, so daß der Schlitten e in der Richtung des Doppelpfeilers sich hin und her bewegt. Schlitten e wird in Bahnen einer Platte f geradlinig geführt, die ihrerseits auf der Bettplatte a drehbar und feststellbar ist. Man kann demnach f eine solche Lage geben, daß die Verschiebungen des Schlittens e quer gegen die Drehbankachse oder gleichlaufend zu ihr gerichtet sind oder irgend einen Winkel mit dieser einschließen. Zur Einstellung des Stichels ist das Stichelhaus auf dem Schlitten e verschiebbar angeordnet. Durch geeignete Räderübersetzung zwischen der Arbeitsspindel und der zum Betriebe der Hinterdrehvorrichtung dienenden, im Drehbankbett gelagerten lang genuteten Welle, ferner durch Wahl der Gestalt des Daumens c läßt sich der Verlauf der Hinterdrehung fast beliebig durchführen.

Für breitere Walzen- oder Profilfräser und besonders für Schneckenradfräser ist die spiralige Hinterdrehung von großem Vorteil. Durch geeignete Anordnung der Hinterdrehbänke läßt sich die Hinterdrehbewegung sowohl in der einen als auch in der andern Umdrehungsrichtung der Bank einleiten, wobei diese durch einen Handgriff umgesetzt oder ausgerückt wird. Diese Anordnung ist erforderlich beim Hinterdrehen von hohlen ringförmigen Schneidwerkzeugen sowie von profilierten Fräsköpfen und ähnlichen Werkzeugen.

Die Hinterdrehung komplizierter Profile geschieht zweckmäßig auf dem Wege des Kopierverfahrens mittels eines selbsttätigen Schablonensupports, wie einen solchen J.E. Reinecker in Chemnitz-Gablenz ausführt. Während ein Kopierstift an einer dem herzustellenden Fräser entsprechenden Schablone geführt wird, dient als Schneidstahl ein gefräster, ohne Profilveränderung nachschleifbarer Drehzahn von der gleichen Form wie der Kopierstift. Weiteres s. Drehbank, Bd. 3, S. 68, und Fräser, Bd. 4, S. 148.

Dalchow.

Hinterdrehen
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 62-63.
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