Kartierungsinstrument

[395] Kartierungsinstrument. Vielgebrauchte Kartierungsinstrumente einfacher Art sind zwei rechtwinklige Dreiecke mit Zirkel und Abgreifmaßstab oder mit Zeichennadel und Anlegmaßstab. Daneben gibt es eine große Anzahl von mehr oder weniger sein durchgebildeten, besonderen Kartierungsinstrumenten. Es können unterschieden werden Quadratnetzapparate, kleine Kartierungsinstrumente zum Auftragen rechtwinkliger Koordinaten und Strahlenzieher zum Auftragen von Polarkoordinaten.

1. Quadratnetzapparate. Die einfachen Instrumente dieser Art bestehen aus Platten von Holz, Metall, Schiefer oder Marmor. Die Platten tragen am Rande eine Quadratnetzeinteilung durch Striche oder Anschlagbolzen zum Anlegen eines Sägeblattlineals. Ein andres Instrument, der Quadratnetzstecher, ist eine Metallplatte, die in den Schnittpunkten der Netzlinien durchbohrt ist. Die Schnittpunkte werden entweder freihändig mit einer Nadel oder besser durch mechanische Einrichtungen, die aus Bolzennadeln und Federn bestehen, auf das Zeichenpapier übertragen. Das am feinsten durchgebildete Instrument ist der Koordinatograph. Ein Ordinatenmaßstab, welcher rechtwinklig zu einem Abszissenmaßstab steht, läßt sich gegen diesen auf Rollen verschieben. Der Ordinatenmaßstab trägt wieder eine auf Rollen verschiebbare Vorrichtung mit Punktiernadeln, die auch mit Reißfedern ausgewechselt werden können. Die Feineinstellungen in den Abszissen- und Ordinatenrichtungen erfolgen durch seine Meßrädchen. Mit diesem Apparat können nicht nur Quadratnetze konstruiert, sondern auch Punkte nach rechtwinkligen Koordinaten aufgetragen werden; Näheres s. [1].

2. Kleine Kartierungsinstrumente. Diese dienen zum Auftragen von Punkten nach rechtwinkligen Koordinaten in einem Quadratnetze oder von einer Abszissenlinie aus. Von einzelnen Verschiedenheiten abgesehen, kommen zwei Instrumentarten vor. Die eine Art besteht aus einem Abszissenlineal mit Teilung und einem daran gleitenden Ordinatenschieber, der rechtwinklig zu seiner Schieberkante eine oder mehrere Skalen trägt. Zur Ablesung der Abszisse dient ein Nonius an der Schieberkante. Für das Absetzen der Ordinate ist auch wohl ein Schlitten mit Nonius und Nadel vorhanden. Es sind zu nennen der Orthograph von Peltz und die Instrumente von de Courbière und Seyfert; Näheres s. [2]. Bei der zweiten Art gleitet im allgemeinen die Hypotenuse eines rechtwinkligen Dreiecks an einer geteilten Dreiecks- oder Linealkante. Der Koordinatenschieber von Homeyer besteht z.B. aus einem rechtwinklig-gleichschenkligen Dreiecke von etwa 0,2 m Kathetenlänge mit einem Nonius an der Mitte der Hypotenusenkante. Das Lineal hat eine Teilung, die sich zum Maßstabe, in dem kartiert werden soll, verhält wie √2 : 1. Es mögen noch genannt werden die Schiebedreiecke von Wegmann und von Harksen-Heckhausen, das Longimeter von Nagel, das Instrument von Friedrich und das Universalkartierungsinstrument von Waue; Näheres s. [3]. Einige Kartierungsinstrumente haben Vorrichtungen zur mechanischen Fehlerverteilung.

3. Strahlenzieher werden bei tachymetrischen Arbeiten zum Auftragen von Polarkoordinaten benutzt: Sie sind meistens Transporteure aus Vollkreisen, Halbkreisen oder auch andern Teilen von Kreisen mit einer festen Durchmesserteilung oder mit geteilten und ungeteilten, um den Mittelpunkt beweglichen Alhidaden. Auch Instrumente mit Azimutbestimmung durch Rollenabwicklung sind konstruiert; Näheres s. [4].

Eine übersichtliche Zusammenstellung und kurze Beschreibung der Kartierungsinstrumente ist enthalten in [5].


Literatur: [1] Zeitschr. f. Vermessungswesen 1880, S. 169; 1881, S. 237; 1898, S. 526; 1887, S. 538; 1893, S. 369; 1903, S. 569. – [2] Ebend. 1874, S. 45, 176; 1884, S. 553; 1896, S. 147; 1897, S. 47, 149, 150. – [3] Ebend. 1878, S. 106, 301, 302; 1887, S. 601; 1898, S. 345; 1903, S. 578. – [4] Ebend. 1890, S. 78; 1899, S. 132, 135, 647; 1883, S. 47; 1900, S. 423; 1901, S. 339. – [5] Schlebach, Kalender f. Vermessungswesen u. Kulturtechnik, 3. Teil.

(† Reinhertz) Hillmer.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 395.
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