Pulvermagazin

[274] Pulvermagazin (Pulverturm), Gebäude zur sicheren Aufbewahrung des Schießpulvers oder eines andern Sprengstoffs, wobei dieser gegen Feuchtigkeit geschützt und vor einer Explosion bewahrt werden muß. Zu diesem Zweck sind Fußböden und Mauern hohl zu richten, der Innenraum mit Holz zu täfern sowie eine Blitzableitung anzubringen.

Die sogenannten Friedensmagazine sind leicht in Riegelfach, von bewohnten Stätten etwa 1 km entfernt, zu erbauen und mit einem Erdwall oder hoher Hecke zu umgeben. In solchen wird die zum Gebrauch fertige Munition aufbewahrt, seltener ganze Pulverfässer. Die in den Festungen erbauten Kriegsmagazine sind bombensicher in Stein und Stampfmauerwerk erstellt und, soweit sie noch benutzt werden, den neueren Anforderungen entsprechend gegen die Durchschlagskraft der Geschosse in den Decken verstärkt. Die Trockenheit sucht man durch Mauerwerk mit Luftkanälen und durch einen hohlliegenden Fußboden, dessen Balkenlage auf Pfeilern aufruht, zu erreichen. Der Zugang erfolgt durch einen Vorraum mit einer seitlich angelegten Eingangstüre. Die in neuerer Zeit erbauten Magazine sind ganz in Beton hergestellt, wobei Fußboden und Wände in Stampfmauerwerk mit ummantelten Lüftungsröhren oder Isolierschichten versehen, die Gewölbe aber in verstärktem Eisenbeton erstellt werden. Wegen der Explosionsgefahr soll nur Material von geringem spezifischen Gewicht, das vollständig zerstäubt oder in kleine Stücke bricht, zur Verwendung kommen, was bei Bims- oder leichtem Schlackenbeton der Fall ist. Eisen ist in beschränktem Maße zu verwenden. Als Beispiele mögen die in Fig. 16 dargestellten, von Wayß & Freytag in Neustadt a. H. ausgeführten Magazine dienen. Bei dem freistehenden Magazin zu Rottweil (Fig. 13) besteht das tragende Gerippe aus zehn Eisenbetonsäulen, die mittels eines Trägerkranzes[274] in Eisenbeton unter sich verbunden sind. Die 11 cm starke Decke, die zwischen diesem und zwei querliegenden Trägern in drei Felder eingespannt ist, besteht aus Bimsbeton mit Eisendrahteinlagen; darüber liegt Dachpappe mit einer 5 cm Harken Kiesschichte überdeckt. Die Umfassungswände und der Fußboden sind in Stampfmörtel ohne Eiseneinlagen 12 cm stark erstellt. Das unterirdische Magazin für Dynamit in St. Ingbert (Fig. 46) ist innen vollkommen wasserdicht verputzt und ringsum durch Asphaltfilzplatten gegen Eindringen von Feuchtigkeit geschützt.

Weinbrenner.

Fig. 1–3.
Fig. 1–3.
Fig. 4–6.
Fig. 4–6.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 274-275.
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