Ötker

[248] Ötker, Friedrich, deutscher Politiker, geb. 9. April 1809 zu Rehren in der Grafschaft Schaumburg, gest. 17. Febr. 1881 in Berlin, studierte die Rechte, war seit 1837 Anwalt an dem Obergericht in Kassel und gründete 1848 die liberale »Neue Hessische Zeitung«, in der er unablässig den Minister Hassenpflug (s. d. 1) bekämpfte, und war 1848–50 Mitglied des hessischen Landtags. Um seine Zeitung zu unterdrücken, ward O., von den Gerichten wiederholt freigesprochen, im Oktober 1850 vom Kommandanten von Kassel einige Wochen eingesperrt und nach dem Einrücken der Bundesexekution kriegsgerichtlich verfolgt, floh aber 1851 nach Helgoland und 1854 nach Belgien. Er schrieb in dieser Zeit das verdienstliche Werk »Helgoland. Schilderungen und Erörterungen« (Berl. 1855), die Sonette »Helgoland« (Leipz. 1857) und »De vlaemsche taelstryd« (Gent 1857). 1859 nach Kassel zurückgekehrt, wurde er Redakteur der »Hessischen Morgenzeitung« und eifriges Mitglied des Nationalvereins; auch gehörte er dem Sechsunddreißiger-Ausschuß an. In den hessischen Landtag trat er 1862 wieder ein, ward 1867 in den Reichstag und in das preußische Abgeordnetenhaus gewählt und schloß sich der nationalliberalen Partei an. Von seinen Schriften[248] sind noch zu erwähnen: »Belgische Studien« (Stuttgart 1876); »Lebenserinnerungen« (das. 1877–86, 3 Bde.); »Verfassung und Recht auf Helgoland« (das. 1878); »Aus dem norddeutschen Bauernleben« (Berl. 1880). Vgl. Pfaff, Zur Erinnerung an Friedrich O. (Gotha 1883). – Sein Bruder Karl O., geb. 22. Sept. 1822 in Rehren, gest. 24. Aug. 1893 in Berlin, war Justizrat in Kassel sowie nationalliberales Mitglied des deutschen Reichstags und des preußischen Abgeordnetenhauses.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 248-249.
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