Alberdingk-Thym

[264] Alberdingk-Thym (spr. -taim), 1) Josephus Albertus, niederländ. Schriftsteller, geb. 13. Aug 1820 in Amsterdam, gestorben daselbst 17. März 1889, war zuerst Kaufmann, widmete sich aber schon früh zeitig dem Studium der Literatur und Kunst und wirkte seit 1876 als Professor der Kunstgeschichte an der Kunstakademie zu Amsterdam. Als überzeugter Katholik war er Anhänger der romantischen Schule. Seinen ersten Gedichten (1844) folgten mehrere Sammlungen, darunter »Het Voorgeborchte« (1853). Seine verschiedenen Erzählungen erschienen gesammelt als »Verspreide verhalen in proza« (Amsterd. 1879–1884, 4 Bde.). Als Literarhistoriker trat er hervor mit »De la littérature néerlandaise à ses différents époques« (1854) und mit Studien über Bondel, dem er in seinen moralistisch-literarhistorischen Skizzen »Portretten van Joost van den Vondel« (1876) ein Denkmal setzte. Als literarischer und kunsthistorischer Kritiker entfaltete er in der von ihm 1855 begründeten katholischen Zeitschrift »De Dietsche Warande« (s. unten 2) eine fruchtbare Tätigkeit. Sein Leben beschrieb Janten Brink in »Onze hedendaagsche lettorkundigen« (Lief. 7, Amsterd. 1885) und van der Duys (das. 1889); eine Biographie auf Grund seiner Briefe veröffentlichte seine Tochter Catharina A. (das. 1896).

2) Paul, Historiker, Bruder des vorigen, geb. 21. Okt. 1827 in Amsterdam, zuerst Gymnasiallehrer in Maastricht, seit 1870 Universitätsprofessor in Löwen, einer der belgischen Hauptvertreter der vlämisch-katholischen Geschichtschreibung; er veröffentlichte. »M. Aurelius Cassiodorusen zijne eeuw« (Amsterd. 1857, 2. Aufl. 1858); »H. Willibrordus, apostel der Nederlanden« (das. 1861; deutsche vermehrte Ausg., Münst. 1863); »Karel de Groote« (das. 1867, deutsche vermehrte Ausg., Münst. 1868); »De vroolijke historie van Ph. van Marnix« (Löwen 1876; franz., Brüss. 1876; deutsche Bearbeitung, Köln 1882). »Spiegel van nederlandsche letteren« (Löwen 1877. 2 Bde.); »De gestichten van liefdadigheid in België van Karel den Groote tot aan de 16e eeuw« (Amsterd. 1883, preisgekrönt; deutsch, Freib. i. Br. 1887); »De Faustsage in de Nederlandsche letteren« (Gent 1890). Seit 1887 ist er Herausgeber der von seinem Bruder begründeten Zeitschrift »Dietsche Warande« (Gent), die seit 1900 den Titel »Dietsche Warandeen Belfort« führt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 264.
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