Josephus

[315] Josephus (Josephos), Flavius, jüdischer Geschichtschreiber, aus vornehmem Priestergeschlecht, geb. 37 n. Chr. in Jerusalem, gest. nach 95 in Rom, schloß sich, der Sekte der Pharisäer angehörig, nach vergeblichem Bemühen, den Aufstand der Juden gegen die Römer zu hintertreiben, den Aufständischen an und befehligte in Galiläa. Nach der Einnahme von Jotapata 67 gefangen, erwarb er sich die Gunst des römischen Feldherrn Vespasian durch die Prophezeiung von seiner Erhebung zum Kaiser, wurde freigelassen und erhielt später auch römisches Bürgerrecht. Nachdem er der Eroberung von Jerusalem durch Titus 70 beigewohnt, lebte er in Rom, von den Kaisern Vespasian, Titus und Domitian, deren Familiennamen Flavius er annahm, begünstigt und mit Schriftstellerei beschäftigt. Wir besitzen von ihm in griechischer Sprache: 1) Die Geschichte des jüdischen KriegesDe bello iudaico libri VII«; deutsch von Paret, Stuttg. 1865, und von Kohout, Linz 1901). Von dem interessanten Werk ist eine lateinische Bearbeitung aus dem 4. Jahrh. n. Chr. vorhanden unter dem aus J. entstellten Namen Hegesippus (hrsg. von Weber-Cäsar, Marb. 1864); 2) »Die jüdische Archäologie« (»Antiquitatum iudaicarum libri XX«, deutsch von Kaulen, 3. Aufl., Köln 1892), eine Geschichte des jüdischen Volkes von Erschaffung der Welt bis 65 n. Chr., in der Absicht geschrieben, Griechen und Römern dieselbe in günstigem Lichte bekannt zu machen, namentlich wichtig durch viele Aktenstücke[315] über die Beziehungen der Juden zum römischen Senat; 3) eine Selbstbiographie, als Ergänzung der Geschichte des jüdischen Krieges; 4) die Schrift: »Gegen Apion«, einen alexandrinischen Philosophen, in zwei Büchern (hrsg. von Müller und Riggenbach, Basel 1877), in der besonders die in der »Archäologie« vorgetragene Ansicht über das hohe Alter des jüdischen Volkes verfochten wird. Zweifelhaft ist die Echtheit einer »Lobrede auf die Makkabäer«. Gesamtausgaben von Niese (kritische Hauptausgabe, Berl. 1885–95, 7 Bde.; Textausgabe, das. 1885–95), Bekker-Naber (2. Aufl., Leipz. 1888–96, 6 Bde.); Ausgabe der alten lateinischen Übersetzungen von Boysen (Wien 1898). Vollständige deutsche Übersetzung von Clementz in der »Bibliothek der Gesamtliteratur« (Halle 1900–01, 4 Bde.). Vgl. Bärwald, J. in Galiläa (Bresl. 1877); Böttger, Topographisch-historisches Lexikon zu den Schriften des J. (Leipz. 1879); Bloch, Die Quellen des J. in seiner Archäologie (das. 1879); Destinon, Die Quellen des J. (Kiel 1882); Olitzki, Flavius J. und die Halacha (Leipz. 1886); Hölscher, Die Quellen des J. für die Zeit vom Exil bis zum jüdischen Kriege (das. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 315-316.
Lizenz:
Faksimiles:
315 | 316
Kategorien: