Aldobrandīnische Hochzeit

[286] Aldobrandīnische Hochzeit, so genannt nach dem ersten Besitzer, ein antikes Freskogemälde (nach einem ausgezeichneten griechischen Vorbilde), das, in der Nähe der Kirche Santa Maria Maggiore zu Rom in den ehemaligen Gärten des Mäcenas 1606 aufgefunden, zuerst im Besitz des Kardinals Aldobrandini war und sich seit 1818 in der vatikanischen Bibliothek befindet.

Die Aldobrandinische Hochzeit (Rom, vatikan. Bibliothek).
Die Aldobrandinische Hochzeit (Rom, vatikan. Bibliothek).

Die dargestellte Szene (s. Abbild.) wird dahin gedeutet, daß der Künstler den Augenblick geschildert hat, wo die Braut durch Aphrodite oder Peitho (die Göttin der Überredung) im Hause des jungen Gatten vorbereitet wird, diesen, den vor der Tür des Gemachs sitzenden, mit Efeu bekränzten, halbbekleideten Jüngling, im Thalamos (dem Brautgemach) zu empfangen. Dieser Erklärung hat K. Robert (im »Hermes«, 1900, IV., S. 657 ff.) eine andre gegenübergestellt, die sich vornehmlich auf die auffällige Erscheinung des Bräutigams gründet. Neben der zuredenden Aphrodite und der rechts von ihr stehenden salbenspendenden Charis ist auch der Jüngling eine göttliche Person, der Brautführer Hymenäos, der, auf der Schwelle sitzend, des Augenblicks harrt, wo die Braut in feierlichem Hochzeitszug aus dem Elternhaus in das Haus des jungen Gatten geleitet werden soll. Auf der rechten Seite sind die Vorbereitungen zum Hochzeitszuge[286] dargestellt: die Zitherspielerin, die Sklavin, die den Deckel vom Thymiaterion (Räucherbecken) abhebt, und die mit einer Blätterkrone geschmückte Nympheutria (die Brautführerin). Auf der linken Seite sieht man auf hohem Untersatz das Weihwasserbecken, aus dem die Braut beim Verlassen des jungfräulichen Gemachs besprengt werden soll. Eine gelungene Nachahmung findet sich im Museum zu Berlin, eine gute Kopie auch im Universitätsmuseum zu Halle. Vgl. Böttiger, Die A. H. (Dresd. 1810).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 286-287.
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