Ammern [2]

[441] Ammern (Emberizinae), Unterfamilie der Finken, Vögel mit kurzem, spitzem Schnabel, nicht großen, mäßig zugespitzten Flügeln, kurzen, langzehigen Füßen, deren hinterste Zehe einen oft spornartig verlängerten Nagel trägt, und ziemlich langem, schwach ausgeschnittenem Schwanz. Das Gefieder wechselt meist nach Alter und Geschlecht. Die A. gehören meist der Nordhälfte der Erde an, leben in Buschwerk oder Röhricht, außer der Brutzeit gesellig und siedeln sich auch gern in der Nähe menschlicher Wohnungen an. Einige sind Wandervögel, die meisten Strichvögel. Ihr Gesang ist sehr einfach. Die Nahrung besteht aus Sämereien und Insekten. Für die Gefangenschaft eignen sie sich wenig. Zu den Buschammern (Emberiza L.) gehören der Goldammer (Emmerling, Gelbgans, Grünzling, Emberiza citrinella L., s. Tafel »Sperlingsvögel III«, Fig. 5), 17 cm lang, 27 cm breit, an Kopf und Unterseite goldgelb, am Bürzel rostrot, lebt in Mitteleuropa und in Asien, schweift im Herbst und Winter scharenweise umher, nistet April bis Juli unter einem Büschchen, legt (jährlich zweimal) 4–5 gräulichbraun gefleckte, bekritzelte und sein geäderte Eier. Der Zippammer (Bart-o der Rotammer, E. cia L.), 17 cm lang, schmächtig, an Kopf und Kehle aschgrau, an Brust, Bauch und Rücken rostfarbig, lebt in Südeuropa, in Asien bis zum Himalaja, bei uns (vom April bis Oktober) am Mittelrhein und im südöstlichen Baden, nistet in Höhlungen der Weinbergsmauern und legt im Mai 3–4 grauweißliche, mit grauschwarzen Fäden gezeichnete Eier. Rohrammmer (Rohr-, Moos-, Wassersperling, Sperlingsammer, Schilfvogel, Schilfschwätzer, E. schoeniclus L.). 16 cm lang, 23 cm breit, oberseits rotbraun mit rostgelben Federrändern, unterseits weißlich mit dunklern Schaftstrichen, am Kopf schwarz. lebt in Europa und Westasien, an sumpfigen Orten mit hohem Pflanzenwuchs, bei uns März bis Oktober. Das Nest steht sehr versteckt auf dem Erdboden und enthält im Mai und Anfang Juli 5–6 gefleckte und geäderte, grau- oder braunweise Eier. Der Grauammer (Gerstenammer, Strumpfweber, Wiesen-, Winter-, Lerchenammer, E. calandra L.), 19 cm lang. 29 cm breit, lerchenfarbig mit dunklern Schaftstrichen, an der Brust weiß, braun gestrichelt, lebt als Jahresvogel beinahe in ganz Europa und Westasien, in Ägypten und auf den Kanaren. Er verbreitet sich in Mitteldeutschland mehr und mehr und ist in Ungarn sehr gemein. Er nistet auf der Erde und legt im April bis Juli 4–6 weißliche, violett und braun gefleckte Eier. Wegen des wohlschmeckenden Fleisches wird ihm sehr nachgestellt. Der Ortolan (Gartenammer, Fett-, Feld-, Sommerammer, Gärtner, Grünzling, Heckengrünling, Kaßfink, E. hortulana L.). 16 cm lang, 26 cm breit, oberseits sperlingsfarbig, an Gesicht und Kehle gelb, unterseits rostrot, bewohnt einen großen Teil Europas, Asien bis zum Altai und weilt bei uns April bis September. Er liebt wasser- und buschreiche Gegenden, nistet im Gebüsch und legt Mai bis Juli 4–6 gräuliche, auch graurötliche, mit braunen Strichelchen bespritzte Eier. In Südeuropa wird er gefangen und mit Reis und Hirse gemästet. Schon die alten Römer achteten den gemästeten Ortolan als Leckerbissen. Aus Cypern werden jährlich 100,000 Fäßchen mit marinierten oder in Fett eingelegten Vögeln versandt. Der schwarzköpfige Ammer (Ortolankönig, Pracht- oder Kappenammer, E. melanocephala Scop.). 18,5 cm lang, 29 cm breit, am Kopfe schwarz, oberseits lebhaft rotbraun, unterseits gelb, bewohnt Südosteuropa und Asien, kommt selten nach Süddeutschland. In Persien verwüstet er nach der Brutzeit die Felder. Über Spornammern s. d.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 441.
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