Assing

[891] Assing, Ludmilla, Schriftstellerin, geb. 22. Febr. 1827 in Hamburg, Tochter der Dichterin Rosa Maria A. (1783–1840), gest. 25. März 1880 in Florenz. Nach dem Tod ihres Vaters (1842) zog sie zu ihrem Oheim Varnhagen von Ense nach Berlin, durch den sie auch in freundschaftliche Beziehungen zu A. v. Humboldt, Bettina v. Arnim u.a. kam. Ihre ersten größern Werke waren die Biographien: »Gräfin Elise von Ahlefeldt« (Berl. 1857) und »Sophie von La Roche, die Freundin Wielands« (das. 1859), denen sich später »Piero Cironi, ein Beitrag zur Geschichte der Revolution in Italien« (zuerst in ital. Sprache, Prato 1865; deutsch, Leipz. 1867) und »Fürst Hermann von Pückler-Muskau« (Hamb. 1872, 2 Tle.) anschlossen. Nach dem Tod ihres Oheims mit der Herausgabe seines Nachlasses betraut, veröffentlichte sie zunächst die Aufsehen erregenden »Briefe Alexander v. Humboldts an Varnhagen von Ense« (1.–5. Aufl., Leipz. 1860), sodann des letztern »Tagebücher« (das. 1861–71, 14 Bde.); ohne Zweifel wertvolles, wenn auch mit größter Vorsicht zu gebrauchendes geschichtliches und kulturgeschichtliches Material. Nach dem Erscheinen des 3. und 4. Bandes wurde die A. wegen Verletzung der Ehrfurcht vor dem König 1863 zu acht Monaten, nach Herausgabe des 5. und 6. Bandes 1864 zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Sie war indessen bereits 1861 nach Florenz übergesiedelt, wo sie auch nach der Amnestie von 1866 blieb. 1873 heiratete sie einen italienischen Offizier, Cavaliere Grimelli, von dem sie 1875 wieder geschieden ward. Sie starb geisteskrank. Aus dem schier unerschöpflichen Nachlaß Varnhagens gab sie noch den »Briefwechsel zwischen Varnhagen von Ense und Ölsner« (Stuttg. 1865) sowie »Aus Rahels Herzensleben, Briefe und Tagebuchblätter« (Leipz. 1877) heraus, ferner: »Briefwechsel und Tagebücher des Fürsten Pückler« (Hamb. u. Berl. 1873–76, 9 Bde.). Aus dem Italienischen übersetzte sie Cironis »Die nationale Presse in Italien und die Kunst der Rebellen« (Leipz. 1863) und die »Schriften« von Mazzini (Hamb. 1868, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 891.
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