Asthma

[900] Asthma (griech., Brustkrampf, Engbrüstigkeit), erschwertes Atmen, Atemnot. Man unterscheidet das A. cardiacum, die durch ungenügende Herztätigkeit bedingte Atemnot (s. d.), und das eigentliche A. (A. bronchiale oder nervosum). Letzteres stellt eine in Anfällen auftretende Atemnot dar, die man gewöhnlich auf einen Krampf der Bronchialmuskulatur, für einzelne Fälle auch auf einen Zwerchfellkrampf zurückführt. Das A. kommt bei sonst gefunden Leuten vor und wird dann wohl meist reflektorisch ausgelöst; so kann man es durch Berührung der Nasenschleimhaut hervorrufen, und Leute mit Nasenpolypen leiden häufiger an A. Ferner gesellt sich A., wenn auch nicht in typischer Form, oft zu chronischer Bronchitis[900] und Emphysem. Der asthmatische Anfall stellt eine überaus quälende und beängstigende Atemnot dar, einen Luftmangel, der bei Nacht die Traumvorstellung des Alpdrückens erzeugen kann. Die Atemzüge sind laut pfeifend, giemende Geräusche und Schnurren über den Lungen sind oft auf Entfernung hörbar, die Kranken werden blaurot, sie stemmen die Hände auf, um die Hilfsmuskeln der Atmung besser benutzen zu können (s. Orthopnöe), sie fürchten zu ersticken. Nach einiger Zeit läßt der Anfall nach, es wird ein überaus zäher Schleim in spärlicher Menge herausbefördert. Dieser Schleim enthält oft spiralig zusammengedrehte, mit bloßem Auge wahrnehmbare Gebilde, sogen. Curschmannsche Spiralen und kleine oktaedrische Kristalle (Asthmakristalle). Die Behandlung hat zunächst mit der Erforschung des Grundes des Asthmas zu beginnen. Nasenpolypen z. B. müssen entfernt, ebenso Dinge vermieden werden, die bei dem einzelnen Kranken erfahrungsmäßig Anfälle auslösen, wie Magenüberladungen, oft aber ganz bizarre, scheinbar gar nicht mögliche Ursachen. Häufig tut ein Klimawechsel gut, außerdem müssen begleitende Bronchitiden sorgsam behandelt werden. Als Spezifikum gilt der längere Gebrauch von Jodkalium. Gute Dienste leistet auch eine Behandlung mit komprimierter Luft. Der Anfall selbst wird häufig mit Erfolg durch Einatmung von Salpeterdämpfen (Salpeterpapier) oder Rauch von verbrannten Stechapfelblättern bekämpft. Die zahllosen Geheimmittel, Asthmazigaretten etc., enthalten fast alle Stechapfel (Stramonium). Vgl. Brügelmann, Das A., sein Wesen und seine Behandlung (4. Aufl., Wiesbad. 1901). – A. der Kinder, s. Stimmritzenkrampf; A. der Pferde, s. Dämpfigkeit.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 900-901.
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